Japans „Rote Liste“ erklärt Delfine und Wale als nicht gefährdet
Die neue Version der japanischen “Rote Liste der Meereslebewesen” stößt bei Experten und NGOs auf Kritik: Sie erklärt zahlreiche Kleinwalarten in japanischen Gewässern als nicht gefährdet. Die japanische Fischereibehörde und das Umweltministerium haben die Liste gemeinsam erarbeitet, sie ist als japanisches Äquivalent zur Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) gedacht.
Allerdings berücksichtigt die japanische Version nicht die gleichen Kriterien wie die IUCN, weshalb Natur- und Tierschutzgruppen in Japan die Liste stark kritisieren. So stufen die japanischen Behörden alle Wal- und Delfinarten, deren Erhaltungszustand erfasst wurde, als “nicht bedroht“ ein – wodurch zum Teil ein direkter Widerspruch zur IUCN und der Japanischen Gesellschaft für Säugetiere (MSJ) entsteht. Laut Regierung erfolgte die Evaluierung unter Anwendung der IUCN-Kriterien, nur eben „auf andere Art“.
Beispielsweise wird der Jangtse-Glattschweinswal auf der Liste als nicht gefährdet eingestuft, während die Rote Liste ihn als „gefährdet“ aufführt. Die MSJ sieht verschiedene Populationen in japanischen Gewässern als „potenziell gefährdet“, „stark gefährdet“ und sogar „vom Aussterben bedroht“. Dasselbe gilt für den gewöhnlichen Schweinswal, obwohl auch dieser von der MSJ als „potenziell gefährdet“ eingestuft wird.
Einige der Großwalarten, die nicht das ganze Jahr über in japanischen Gewässern zu finden sind, da sie zu den wandernden Tierarten gehören, wurden auf der Liste erst gar nicht berücksichtigt.