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Beifang-Problematik in Deutschland: Pinger alleine lösen das Problem nicht

Mehrere Hundert Schweinswale verenden jedes Jahr in deutschen Gewässern, weil sie sich in Stellnetzen verfangen und qualvoll ersticken. Eine Methode, die Abhilfe verspricht, ist das Anbringen von sogenannten „Pingern“ an Netzen: kleine Geräte, die unangenehme Geräusche von sich geben, welche die Wale vertreiben und so das Verfangen in den Netzen vermeiden sollen. Die bisher eingesetzten Geräusche vertreiben die Wale also aus ihrem Lebensraum. Manche Studien ergaben allerdings, dass sie nicht wirklich halfen, das Problem zu lindern.

Dennoch sollen die Pinger weiterhin als Maßnahme zur Verhinderung des Beifangs eingesetzt werden, allerdings mit einer neuen Technik: Jetzt werden Kommunikationslaute imitiert, von denen angenommen wird, dass Schweinswale sie einsetzen, um Artgenossen auf eine Gefahr hinzuweisen – die Tiere sollen also nicht mehr vertrieben werden, sondern konkret gewarnt werden, so die Idee. In Teilen Schleswig-Holsteins sind Fischer bereits mit den neuartigen Pingern ausgestattet worden. Diese verbesserte Version nennt sich PAL (Porpoise Alarm) und ist von Prof. Boris Culik entwickelt worden, der sie über seine Firma F3 auch vertreib.

Eine erste Studie zur Effizienz dieser neuen Technologie wurde im Rahmen einer zweiwöchigen Forschungsfahrt im Herbst 2012 von Professor Culik und seinen Team durchgeführt; das Thünen-Institut für Ostseefischerei, das die Forschung zu PAL im Rahmen seines Projekts „Schweinswale retten, deutsche Fischer im Wettbewerb stärken“ mit fast einer halben Million Euro fördert, hat ebenfalls Daten erhoben.

Wenngleich die neuartigen Pinger nun versprechen, die Beifangquoten von Schweinswalen zu verringern, wäre es doch falsch, den Einsatz von Pingern als alleinige Lösung des Beifangproblems zu sehen, wie WDC-Experte Fabian Ritter zu Bedenken gibt. Schließlich sind Schweinswale, auf deren Echolokation die PALs ausgerichtet sind, nicht die einzige durch Beifang gefährdete Tierart – auch Seevögel sind betroffen, die jedoch von den Pingern unberührt bleiben.

Angesichts widersprüchlicher Erfahrungen mit akustischen Scheuchvorrichtungen setzt sich WDC dafür ein, dass neben dem Einsatz von Pingern auch langfristig an die Arterhaltung der Schweinswale gedacht wird, etwa durch das Einrichten von Schutzgebieten, in denen umweltschädliche Fischerei schlicht verboten wird. Denn die Kernproblematik bleibt bestehen: Der Konflikt zwischen Fischerei und dem Artenschutz. Statt die Tiere zu vertreiben, um Fischerei in großen Teilen der Nord- und Ostsee weiter zu ermöglichen, sollte angesichts der Bedrohung der Schweinswale in deutschen Gewässern auch an die Bedürfnisse der Tiere gedacht werden: Sollte nicht vielleicht ihr natürlicher Lebensraum als Ganzes besser geschützt sein?

WDC fordert daher, dass bei dem nunmehr großflächigen „Freilandversuch“ mit PALs dringend begleitende wissenschaftliche Forschung betrieben wird, um die Effektivität der Geräte zu ermitteln. „Es kann nicht sein, dass tausende Pinger eingesetzt werden, ohne dass überprüft wird, ob sie hinreichend wirksam sind!“, so Ritter weiter.

Wie zentral Ritters Forderung ist wird deutlich, wenn man sich die Umstände des Einsatzes von Pingern ansieht: Laut dem Thünen-Institut für Ostseefischerei läuft momentan ein Feldversuch in der westlichen Ostsee und der Nordsee; Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck hat im April 2017 Pinger an Fischer in Flensburg verteilt, die ersten von insgesamt 1.600 Geräten, die bei F³  in Auftrag gegeben worden sind. Auf seiner Website teilt das Thünen-Institut mit, dass sich das PAL-Projekt gerade in der Auswertungsphase der Daten befände – über einen Erfolg zu sprechen wäre also noch verfrüht.

Die Entwickler der neuartigen Pinger berichteten 2015 selbst, dass weitere Forschung zu Verifizierung der Daten notwendig ist, da auch noch nicht abschließend geklärt ist, ob die Echolokation der Schweinswale universal ist oder sich von Population zu Population unterscheidet, in welchem Fall die Pinger auch wieder angepasst werden müssten (Quelle: Seite 153).