WDC beim nachhaltigen Whale Watching auf La Gomera
Ende März haben wir gemeinsam mit Spanien Tourismus eine Pressereise nach La Gomera veranstaltet, bei der wir fünf Journalistinnen den nachhaltigen Tourismus der Insel an Land und auf dem Meer näher gebracht haben. Die Kanarischen Inseln sind ein besonderer Hotspot für die Wal- und Delfinbeobachtung, weil dort inzwischen 30 der ca. 87 bekannten Wal- und Delfinarten gesichtet wurden. Vor La Gomera sind es allein 23 verschiedene – eine einmalige Artenvielfalt auf „engstem Raum“!
Manche Arten kann man dort das ganze Jahr über beobachten, andere sind nur zu bestimmten Jahreszeiten anzutreffen. MEER e.V. erforscht seit vielen Jahren die Artenvielfalt vor La Gomera und ist ein langjähriger Kooperationspartner von WDC. In der Dauerausstellung in Vueltas (Valle Gran Rey) werden die Ergebnisse der MEER e.V. Forschung und wissenswertes über „sanftes Whale Watching“ präsentiert und man lernt auch viel anderes über die Wale und Delfine, die vor La Gomera beobachtet wurden. Auch auf die Gefahren, die Meeressäuger betreffen, wird in der Ausstellung hingewiesen. Dazu gehören zum Beispiel Kollisionen zwischen Schiffen und Walen (beispielsweise mit den Schnellfähren, die zwischen Teneriffa und La Gomera verkehren), Unterwasserlärm oder Plastikmüll im Meer. Meeresbiologe Fabian Ritter führte die Gruppe durch die Ausstellung hielt anschließend einen spannenden Vortrag als Einstimmung auf die Walbeobachtungstour am nächsten Tag.
Morgens um 9.30 Uhr fuhren wir schließlich mit OCEANO Whale Watching aufs Meer, um Wale und Delfine zu beobachten. OCEANO legt als Anbieter der Touren Wert auf nachhaltige Wal- und Delfinbeobachtung und erhebt wissenschaftliche Sichtungsdaten für MEER e.V. Dies konnten wir während der Ausfahrt auch hautnah miterleben. Doch zuerst sind uns in Hafennähe einige Bierdosen aufgefallen, die im Wasser trieben… Da Müll im Meer eine Gefahr für Meereslebewesen darstellt, griff meine Kollegin Ulla beherzt zum Kescher und fischte die Dosen aus dem Wasser!
Kurze Zeit später lockte ein riesiger Fischschwarm Gelbschnabelsturmtaucher an – ein Zeichen dafür, dass dort womöglich auch Meeressäuger jagen. Wo große Fischschwärme sind, sind Delfine meistens nicht weit! Und so war es auch – wir konnten Zügeldelfine beim Jagen beobachten, wie sie immer wieder zwischen den Seevögeln auftauchten und sich am „Fischbuffet“ bedienten.
Im Sinne des nachhaltigen Whale Watchings wollten wir die Delfine jedoch nicht zu sehr beim Jagen stören und fuhren weiter aufs offene Meer. Ab etwa drei Seemeilen von der Küste entfernt ist das Meer bereits so tief, dass dort Indische Grindwale leben. Sie jagen in einer Tiefe von mindestens 500 Metern nach Tintenfischen. Leider konnten wir sie nicht entdecken, obwohl sie vor La Gomera sehr häufig anzutreffen sind. Dafür tauchten aber zwei Großwale auf – uns fiel sofort der Blas ins Auge, den wir bereits aus einiger Entfernung sehen konnten!
Da sich jedoch bereits zwei andere Boote in der Nähe der Wale befanden, drehten wir kurze Zeit später ab und fuhren weiter. Die Gesetzgebung für die kanarischen Inseln sieht vor, dass sich maximal drei Boote bei einer Gruppe Wale oder Delfine aufhalten sollen, um die Meeressäuger nicht zu stören. Außerdem sollte man eine Entfernung von 60 m einhalten und sich nur von schräg hinten nähern.
Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, durften wir im Anschluss erfahren – eine große Gruppe Zügeldelfine näherte sich unserem Boot und schwamm begeistert in der Bugwelle! Zügeldelfine interagieren häufig mit Booten und sind für ihre Verspieltheit bekannt. Wir stellten den Motor aus und beobachteten die Schule aus nächster Nähe. Je älter Zügeldelfine werden, desto mehr Flecken weist ihre Haut auf – deshalb werden sie auch Atlantische Fleckendelfine genannt. Jungtiere haben hingegen oft noch gar keine Flecken sondern eine hellgraue Hautfarbe.
Meist treten sie in großen Gruppen auf. Wir durften schätzen, wie viele Delfine sich wohl rund um das Boot befinden – für die Erhebung der Sichtungsdaten auf einem Formular ist dies wichtig. Als Faustregel gilt, ein Drittel der Gruppe ist an der Oberfläche sichtbar, doch zwei Drittel sind unter Wasser. Ein Blick auf das Video, das meine Kollegin Ulla mit ihrer Unterwasserkamera vom Boot aus machen konnte, zeigt wie viele Delfine sich dort tummelten:
Biologe Fabian Ritter füllte das Formular aus, auf dem neben den GPS-Daten, der Art und der Anzahl der Tiere noch weitere Daten vermerkt werden. Anschließend werden die Sichtungsdaten in die MEER-Datenbank eingespeist. Bei jeder Ausfahrt von OCEANO werden diese Bögen ausgefüllt, so findet hier eine ganzjährige Erhebung statt. Beim nachhaltigen Whale Watching sollte immer ein Experte an Bord sein, der etwas über die jeweiligen Arten erzählen kann und bestenfalls wissenschaftliche Daten erhebt.
Unser Ausflug aufs Meer war ein voller Erfolg – alle Teilnehmer waren begeistert! Auch für das WDC-Team war es ein wunderschöner Ausflug, der uns wieder vor Augen geführt hat, warum wir uns seit vielen Jahren für eine Welt einsetzen, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben können.