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Taiji – ein verdrehtes Symbol angeblicher Kultur

Ich freue mich sehr über diesen Gastbeitrag von Kame-Kujira-Neko. Kame ist ein japanischer Schriftsteller, der sich engagiert gegen Walfang und Delfintreibjagden in seiner Heimat ausspricht. Auf seinem Blog berichtet er regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und politische Hintergründe. Sein Roman “Whales Ocean” erschien 1995.

In Japan werden momentan viele “alternative Fakten” über den Walfang verbreitet.

Es gibt keine Auseinandersetzung mit der Geschichte der nicht-nachhaltigen Fänge und den vielen Verstößen gegen Regeln und Gesetze. Die Fischerei-Agentur fördert eine postfaktische Walfangpolitik. In dieser Situation spielt Taiji, das durch die Delfintreibjagden traurige Berühmtheit erlangt hat, eine wichtige Rolle als Symbol für die „Größe“ der japanischen Walfangindustrie.

Der organisierte Walfang in Japan begann vor etwa 400 Jahren.

Anders als in Japan oft dargestellt, ist Taiji jedoch nicht die Geburtsstätte des traditionellen Walfangs. In Owari, das die Idee des Walfangs nach Taiji brachte, hatten die nicht-nachhaltigen Fänge bereits zu einem Ende des Walfangs geführt. Lediglich die Fangmethode mit Netzen stammt aus Taiji und wurde ursprünglich für Buckelwale genutzt. Pro Jahr wurden bis zu 90 Buckelwale gefangen und getötet. Es war ein Grund für die Überbeanspruchung der Buckelwalpopulation im Nordwestpazifik.

Doch Taiji hatte weder die Weisheit noch die Einsicht, diese Jagden zu beenden.

Im Gegensatz hatten die Ainu, die Ureinwohner von Hokkaido, eine lange Geschichte des Walfangs. Sie respektierten Orcas als Götter, die ihre Beute teilten und der Walfang der Ainu war nachhaltiger als der von Taiji. Doch mit Beginn der Meiji-Ära wurde der Ainu-Walfang aus politischen Gründen von der Regierung verboten und der Chef der Taiji-Walfanggruppe bemühte sich, das Geschäft auf Hokkaido auszudehnen.

Die vormoderne Walfangindustrie in Japan (vor dem 20. Jahrhundert) war ein großes Geschäft und verbunden mit politischen Machtspielen. Küstenfischer mussten auf Fänge verzichten und hatten finanzielle Schwierigkeiten, weil die Walfanggruppen die Fischgründe besetzten.

Konflikte zwischen Walfängern und Fischern gab es in den vergangenen Jahrhunderten in den Walfanggebieten immer wieder. Früher lösten die Walfänger diese Probleme jedoch mit Ausgleichszahlungen, anstatt die Fischer ihres Lebensunterhalts zu berauben, wie es große Konzerne und die Nuklearindustrie heute tun.

Taiji stellte zudem den großen Walfang-Unternehmen im 20. Jahrhundert Personal für die Schiffe zur Verfügung und zog aus der Vernichtung der Walbestände in der Antarktis große finanzielle Vorteile.

Viele Japaner haben von Taijis Walfang das Bild einer rustikalen und „traditionellen Kultur“ von handwerklichen Fischern. Dies ist jedoch weit von der Wahrheit entfernt. Ebenso unwahr ist die Behauptung, dass es sich um eine Tradition der „Ureinwohner“ handelt.

Vor Ende der 1960er Jahre wurde die Delfinjagd in Taiji nur sehr sporadisch durchgeführt. Die aktuelle Form der Treibjagden begann im Jahre 1969 und die Technik wurde von der Halbinsel Izu eingeführt, wo Überjagung die Bestände von Streifendelfinen stark reduziert hatte und heute nicht mehr durchgeführt wird. In Taiji führte die Konkurrenz zwischen verschiedenen Jagdgruppen ebenfalls zu einer „Übernutzung“ und es wurden bald hunderte von Delfinen gefangen.

An der Nachhaltigkeit der jedes Jahr von der Fischereiorganisation in Taiji festgelegten Fangquoten bestehen große Zweifel und es ist zu befürchten, dass das Überleben einiger Delfinpopulationen in Gefahr ist.

Es bestehen kaum Zweifel, dass diese Vorgehensweise das Ergebnis des starken politischen Drucks ist, der von den Verantwortlichen in Taiji ausgeübt wird.

Inzwischen entsteht der finanzielle Anreiz für die Jagden vor allem durch das Interesse der Delfinarienindustrie an Lebendfängen. Der Preis für einen lebenden großen Tümmler liegt bei etwa 9.000 US-Dollar, während er für das Delfinfleisch nur etwa 200 US-Dollar beträgt.

Darüber hinaus kauft die „Taiji Development Public Corporation“ die Delfine „günstig“ von der Fischergenossenschaft und verkauft die ausgebildeten Delfine dann für etwa 40.000 USD weiter.

Nach dem internationalen Aufschrei, der der Dokumentation der Jagden und Berichten über die grausame Tötungsmethode folgte, untersagte der Japanische Verband von Zoos und Aquarien (JAZA) seinen Mitgliedern im Jahr 2015 schließlich den Kauf von Delfinen aus Taiji.

Obwohl JAZA den Kauf von Delfinen aus Taiji eingestellt hat, kaufen Nicht-JAZA-Mitglieder aus Japan und Delfinarien in Korea, China und anderen Ländern weiterhin Delfine aus den Treibjagden. Die Entscheidung von JAZA war bei vielen einflussreichen Mitgliedern des Japanischen Parlaments, die im Interesse der Walfangindustrie tätig sind, nicht beliebt. Taijis Einfluss im Parlament bleibt stark.

Wenn man schon über die Bedeutung der Kultur spricht und wie das Beispiel der Perlenkultur in Taiji zeigt, sind viele lokale traditionelle Industrien in Japan auf der Strecke geblieben. Die Blütezeit der Perlenzucht in Taiji begann in den 1950er Jahren, also vor Beginn der kommerziellen Delfinjagden. Trotzdem und obwohl die Perlenkultur als traditionelle Industrie mehr Gewicht als die Delfine-Industrie haben sollte, wurde sie nicht vor dem Niedergang bewahrt.

Aufgrund mangelnder Rentabilität und unter dem Druck des globalen Wettbewerbs übertrug Taiji überraschenderweise schließlich die Fischereirechte der letzten Perlenfarm auf das „Kujira-no-Umi“ („Ozean der Wale“) Projekt. Dabei handelt es sich um den Plan, Delfine und Wale in abgezäunten Meeresbuchten zu halten, unterstützt durch hohe staatliche Subventionen. Dies beendete die unersetzliche Tradition der Perlenfischerei.

Das Budget, das der Küstenwalfang in Japan erhält, beträgt fast 4,5 Millionen USD pro Jahr. Für den gesamten Walfang beläuft es sich auf etwa 45 Millionen USD.

Die Walfangindustrie wird in Japan als Sonderfall und anders als andere Industriezweige behandelt. Sie steckt jedoch voller Heuchelei und falschen Informationen. Der Walfang wird benutzt, um die japanischen Fischer von den krummen Geschäften und der Misswirtschaft des Fischereiministeriums abzulenken. Außerdem wird die Walfangfrage verwendet, um die konservativen Politiker und ihre Wählerschaft zu beruhigen.

Japan war seit dem Zweiten Weltkrieg in den Bereichen Handel und Verteidigung stark von den USA abhängig und richtet sich in Politik und Wirtschaft immer mehr am Westen aus. Aber viele konservative Japaner sind sehr unglücklich und frustriert über diese Entwicklung. Die „Anti-Anti-Walfang-Kampagne“, die die Identität Japans und den Unterschied zur westlichen Zivilisation hervorheben soll, wird von ihnen herzlich begrüßt.

Es gibt keine „alternativen Fakten“. Japans Walfang ist keine Ausnahme.

Über Astrid Fuchs

Astrid Fuchs leitet bei WDC Deutschland den Bereich Policy und strategische Entwicklung. Daneben koordiniert sie die EU-Arbeit und betreut die Bereiche Walfang und Delfinarien.