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Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für alles Leben auf der Erde. Doch es gibt...
Paten-Delfin Charlie © Charlie Phillips

Charlie – eine starke Persönlichkeit!

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Ein Ozean voll Hoffnung

Das Hochsee-Abkommen, das 95 Prozent der Erdfläche schützen soll, ist ein eindrucksvolles Beispiel globaler Zusammenarbeit....

Wissenschaftskomitee der IWC: Zwischen Wissenschaft und Politik

Am Dienstag startete das Treffen des wissenschaftlichen Komitees der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Bled, Slowenien. Seit über 20 Jahren nehmen auch WDC-Experten an dem Meeting teil. Eines der umstrittensten Themen auf der Agenda wird Japans überarbeitetes Walfangprogramm in der Antarktis sein (NEWREP-A).

Es gab bereits wiederholte Forderungen, die Arbeit des Komitees nicht zu politisieren und den Forschern Raum zu geben, sich auf den wissenschaftlichen Charakter des Treffens zu konzentrieren. Schließlich ist die Aufgabe des Komitees, die IWC wissenschaftlich fundiert zu beraten. „Ein wichtiger Bestandteil der Konvention ist die hohe Gewichtung der wissenschaftlichen Beratung. Zu diesem Zweck hat die Kommission das wissenschaftliche Komitee ins Leben gerufen.“, so die IWC.

Leider gestaltet sich die Umsetzung dieser Idee nicht so leicht wie gewünscht. Die Forderungen nach Objektivität gegenüber den politischen Debatten, die die IWC-Plenartagung einrahmen, kamen dabei nicht selten von Japan selbst. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Gründe für die Spitzenposition Japans in Sachen Walfang rein politischer Natur sind. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft hat das Land die Schwächen der Kommission ausgenutzt um jahrzehntelang seine nicht-wissenschaftlichen Ziele zu verfolgen und voranzutreiben.

Im März 2014 hat der Internationale Gerichtshof (IGH) beschlossen, dass Japan unverzüglich sein unilaterales Walfangprogramm „JARPAII“ in der Antarktis stoppen muss, da der wissenschaftliche Hintergrund fehle. Im November 2015 kündigte Japan an, den antarktischen Walfang unter seinem neuen Programm NEWREP-A entgegen internationalem Widerspruch wieder aufzunehmen.

Zuvor hatte ein IWC-Expertengremium das NEWREP-A Programm analysiert und festgestellt, dass Japans Antrag die Notwendigkeit für tödliche Forschungsmethoden nicht belege. In anderen Worten: Für ihre genannten Zwecke müssten die Japaner keine Wale töten. Im Anschluss daran verkündete das Wissenschaftskomitee, dass weitere Analysen notwendig seien und eine Überprüfung der Angelegenheit für 2016 angesetzt werde. Japan hatte es also nicht geschafft, das Komitee zu überzeugen.

Im März 2016 kehrte Japan dann mit einer erschreckenden Bilanz aus der Antarktis zurück: 333 getötete Zwergwale (103 Männchen, 230 Weibchen – über 90 % davon schwanger). Die Populationsgröße der antarktischen Zwergwale gilt offiziell als unbekannt. Die Klassifizierung auf der Roten Liste der IUCN lautet: Daten unzureichend. Dies erschwert die Beurteilung der Auswirkungen von Japans Jagd auf die Tiere. Die IUCN geht jedoch von einer Reduktion der Populationsgröße um 60 % zwischen 1978 und 2004 aus, was momentan weiter untersucht wird. Sollte sich die Annahme als korrekt erweisen, würde die IUCN die Zwergwale als gefährdet einstufen müssen. Solange Populationsdaten fehlen, läuft die Jagd auf die Tiere Gefahr, die gesamte Population in erheblichem Maße zu schädigen, insbesondere da Weibchen in paarungsfähigem Alter und schwangere Tiere betroffen sind.

Was wir sicher wissen ist, dass das antarktische Ökosystem bereits nachteilig von Klimawandel und Ozeanversauerung beeinflusst wird, was sich wiederum auf Krill und andere Beutespezies der Wale auswirkt. Der zusätzliche Druck, den der Walfang auf die Population ausübt, könnte somit den Bestand ernsthaft bedrohen.

Die IWC sucht derzeit noch nach Möglichkeiten, das Urteil des Gerichtshofes aus dem Jahr 2014 umzusetzen. Es ist ein Ringen um die Ausarbeitung eines Prozesses, der sowohl die wissenschaftliche als auch die politische Komponente des Urteils berücksichtigt. Es ist komplex, aber Japan und seine Verbündeten versuchen, der wissenschaftlichen Kritik an seinen Anträgen zu entkommen und die IWC davon abzuhalten, die notwendigen internationalen Maßnahmen zur Regulierung des Walfangs zu ergreifen. Japan müsste seine Harpunen womöglich für immer niederlegen, wenn es einer vollständigen Umsetzung des IGH-Urteils durch die IWC zustimmen würde.

Doch Japan hat sich entschieden, diesen Prozess innerhalb der IWC zu verhindern. WDC befürwortet die Wichtigkeit der Bewahrung des wissenschaftlichen Fokus des Wissenschaftskomitees. Gleichzeitig kann die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der IWC nur mit der Durchsetzung von vereinbarten IWC-Vorgaben, unter Berücksichtigung des IGH-Urteils und wissenschaftlicher Empfehlungen bewahrt werden.

Alles andere wäre grünes Licht für das Chaos, das Japan und seine Verbündeten innerhalb der IWC erhalten wollen; ein Chaos, das das Land zur Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs nutzen möchte.

Über Astrid Fuchs

Astrid Fuchs leitet bei WDC Deutschland den Bereich Policy und strategische Entwicklung. Daneben koordiniert sie die EU-Arbeit und betreut die Bereiche Walfang und Delfinarien.