Der Schweinswal – ein sensibler Superjäger
Schweinswale gehören zwar zu den kleinsten marinen Säugetieren, zählen aber einer neuen dänischen Studie zufolge zu den erfolgreichsten Jägern überhaupt.
Aufgrund ihrer geringen Körpergröße von weniger als zwei Metern, ihrem hohen Stoffwechsel und den kühlen bzw. kalten Gewässern, in denen sie leben, müssen Schweinswale permanent – tags und nachts – Nahrung zu sich nehmen. Um den hohen Energiebedarf zu decken, nehmen sie täglich 10% ihres eigenen Körpergewichts in Form von Fisch auf.
Wie andere Zahnwale oder Delfine nutzen Schweinswale Echoortung, um ihre Beute zu lokalisieren. Die Studie zeigt, dass sie dabei eine Erfolgsrate von 90% haben und über 500 Fische innerhalb einer Stunde zu sich nehmen können. Da sie darauf angewiesen sind, durchgehend zu jagen, sind sie aber auch besonders anfällig für Störungen. Selbst kleinste Veränderungen durch menschliche Eingriffe können demnach verheerende Auswirkungen haben. Unterwasserlärm oder Lebensraumverlust sind für Schweinswale somit besonders schädlich.
Wenn z.B. Unterwasserlärm die Jagd erschwert und die Erfolgsquote sinkt, haben Schweinswale innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit ein Problem mit ihrem Energiehaushalt – und damit ihrer Fitness. Selbst nur wenige gefressene Fische pro Tag weniger können über kurze Zeiträume zu Schwierigkeiten führen, da das Fettpolster der Wale als Reserve dient. Wird es dünner, ist der Schweinswal auch schlechter isoliert und verliert wiederum mehr Energie in Form von Körperwärme. Studien haben gezeigt, dass Schweinswale innerhalb einer Woche verhungern können.
„Die geringe Größe bringt ihnen enorme Wendigkeit und Agilität, die wesentlich für den hohen Jagderfolg verantwortlich sind. Die Kehrseite ist der enorme Fressbedarf. In gesunden, nahrungsreichen Gewässern kein Problem, aber in stark durch den Menschen genutzten Gebieten wie Nord- und Ostsee in vielen Fällen eine Sache von Leben und Tod – vor allem wenn wir alle herrschenden Umweltprobleme mit einbeziehen – von Überfischung, Kontamination, Unterwasserlärm, Beifang in Fischernetzen usw.“, so Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC.
Die neue Studie zeigt auch, dass die Schweinswale vor allem Jagd auf kleine Beute, nämlich Fische von weniger als 5 cm Länge, machen. Somit stehen sie nicht in direkter Konkurrenz mit der Fischerei, da diese es auf größere Fische abgesehen hat.
„Etwaige Ängste, die Schweinswale könnten Nahrungskonkurrenten von uns Menschen sein bzw. dass sich Fischer um ihren Fang sorgen müssen, sind also unbegründet“, so Ritter weiter. „Es sind definitiv wir Menschen, die das Leben der Wale beeinflussen, und nicht anders herum. Die neuen Erkenntnisse über die extreme Anfälligkeit der Schweinswale für Störungen muss dringend auf breiter Ebene Gehör finden, auch und gerade in der aktuellen Diskussion und die Ausweisung von Meeresschutzgebieten in Deutschland sowie bei der Behandlung von Schalleinträgen ins Meer z.B. durch den Bau von Windkraftanlagen, seismische Untersuchungen oder den Schiffsverkehr.“