Hoher Besuch: Grönlandwal vor Cornwall
Besuch von höchster Stelle im wahrsten Sinne des Wortes: Denn der Grönlandwal, der im Mai 2016 an der Südküste Cornwalls gefilmt wurde, kommt eigentlich ausschließlich in den nördlichen, höheren Breiten vor. Der Wal war ungefähr sieben Meter lang und kam der Küste sehr nahe, so dass Beobachter schon fürchteten, dass er stranden könnte. Eine Expertin klärte später auf, dass es für diese Wale normal ist, in arktischen Gewässern in flache Buchten zu schwimmen und der Wal vor Cornwall sich daher wohl nicht in ernsthafter Gefahr befunden hatte. Beobachter schilderten, dass sie sich dem regungslosen Wal sehr vorsichtig näherten, der Wal daraufhin ‚aufzuwachen‘ schien und sich gemächlich wieder in Richtung des offenen Meeres begab. Zuletzt wurde der Grönlandwal ca. fünf Kilometer vor der Küste in Richtung Süden schwimmend gesehen.
Ziemlich genau ein Jahr zuvor, nämlich im Februar 2015, wurde ebenfalls vor Cornwall ein Grönlandwal entdeckt. Bis dato war er der einzige jemals in Europa beobachtete Wal seiner Art. Möglicherweise handelte es sich daher bei den beiden gesichteten Grönlandwalen um dasselbe Individuum, was sich allerdings nicht beweisen lässt.
Der Grönlandwal hat einige besonders außergewöhnliche Eigenschaften. So handelt es sich bei ihm um das Säugetier mit der höchsten Lebenserwartung. Es wurden schon Wale mit einem Alter von bis zu 211 Jahren dokumentiert. Das bedeutet, dass derzeit Grönlandwale in den arktischen Meeren schwimmen könnten, die neben beiden Weltkriegen auch schon die Zeiten Napoleons miterlebt haben. Der Grönlandwal besitzt außerdem die längsten Barten aller Bartenwale. Diese benötigt er auch, um besonders große Mengen an Nahrung für seine extrem dicke Fettschicht aus dem Wasser zu filtern. Denn der Grönlandwal benötigt aufgrund seines ganzjährig frostigen Lebensraums eine besondere Isolation gegen die Kälte und verfügt daher über einen rekordverdächtigen Körperfettanteil von 50 Prozent.
Leider sind diese Wale besonders durch Klimawandel und Erwärmung der Meere gefährdet, die sich bekanntermaßen in der Arktis am intensivsten zeigt. Grönlandwale werden im Rahmen der indigenen Subsistenzjagd mancherorts nach wie vor verfolgt, daher reiht sich auch die Jagd in die Liste der Gefahren für diese Art ein.
Update
Am 29.05.16 wurde vor der Küste Irlands(Carlingford Harbour) erneut ein Grönlandwal gesichtet. Eine auffällige Narbe in der Rückengegend legt nahe, dass es sich um dasselbe Tier handelt, das zwei Wochen zuvor vor Cornwall gesichtet wurde. Für Irland bedeutet die Sichtung die erste Dokumentation einer neuen Art in seinen Gewässern seit 25 Jahren. (Quelle)