Macht euch Walhodenbier zu "echten Männern"?
Wieviel Hilfe braucht ein Wikinger eigentlich, um sich als „echter Mann“ zu fühlen? Es ist enttäuschend zu sehen, dass die isländische Brauerei Stedji trotz der zahlreichen Proteste im letzten Jahr wieder ihr „Hvalur“ Bier braut. Das Bier enthält geräucherte Finnwalhoden und wird während dem isländischen Winterfest Thorri verkauft, das von Mitte Januar bis Mitte Februar stattfindet.
In diesem Jahr hat die Brauerei sogar ein Video gedreht um ihr Bier anzupreisen. Der provokante Titel lautet: „Bist du Manns genug um unser Hoden-Bier zu trinken?“ Brauereibesitzer Dabjartur Arilíusson schwärmt im Video von den Vorzügen des saisonalen Biers, während im Hintergrund rührselige isländische Musik läuft. Das Bier würde perfekt zu isländischen Gerichten wie fermentiertem Hai, Schafbock-Hoden, gepökeltem Schafskopf und gesäuertem Walfett passen, die zu dieser Jahreszeit serviert werden.
Er erklärt außerdem die Zubereitung des Biers: „Die Hoden werden abgetrennt und zu einer Art Wurst verarbeitet. Anschließend werden sie auf traditionelle Weise mit Schafsdung geräuchert. Zuletzt werden die Hoden in Bier gekocht. Wir verwenden etwa einen Hoden pro Abfüllung.“
Im Video wird immer wieder die “Tradition” in den Vordergrund gestellt. Dabjartur betont, dass das Rezept extra zubereitet wird, um die „echte“ Thorri-Saison zu erleben. Dabei vergisst er zu erwähnen, dass die Tradition des Walhodenbiers auf das Jahr 2015 zurück geht….
Es ist offensichtlich, dass Islands einziger Finnwaljäger Kristjan Loftsoon seine Finger im Spiel hat und sich freut, seine überschüssigen Walprodukte an den Mann zu bringen. In der letzten Saison tötete Loftsson 155 Finnwale, ein neuer trauriger Rekord.
Wie ich schon letztes Jahr betont habe: hinter dem Walhodenbier steckt mehr als nur reine Sensationsgier. Diese Aktion entstand aus der Absicht heraus, diese faszinierenden und bedrohten Wale zu einem Marketing-Gag zu machen. Gleichzeitig ist das Walhodenbier jedoch für Loftsson auch eine Möglichkeit, den Umweltschützern und Walfreunden „den Stinkefinger“ zu zeigen.
Für mich steht das Walbier auf derselben Stufe wie Aschenbecher aus Gorillahänden oder getrockneter Tigerpenis als Aphrodisiakum. Meine Hoffnung ist, dass Isländer und Touristen dieses Produkt genauso sehen.