Dänemarks „Ölrausch“ bedroht die gesamte Nordsee
Dänemark hat angekündigt, in der Nordsee weiter nach Öl und Gas zu suchen und die Förderung zu intensivieren, trotz massiver Umweltauswirkungen. WDC spricht sich mit einer Stellungnahme aktiv dagegen aus.
Die Ankündigung kam nicht unerwartet. Im Herbst letzten Jahres legte das dänische Umweltministerium eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) vor, in der die Pläne, in der Nordsee verstärkt nach Erdöl und -gas zu suchen und zu fördern, umwelttechnisch bewertet wurden. Dass die potenziellen Umweltauswirkungen fast durchgängig als unerheblich eingestuft wurden, verwundert nicht weiter, denn es stehen mächtige wirtschaftliche Interessen im Hintergrund: die Firma MAERSK will die Untersuchungen und Bohrungen durchführen, und MAERSK war auch nicht unwesentlich an der Erstellung der UVS beteiligt.
Das Problem ist aber kein rein dänisches. Tatsächlich ist ein EU-Land verpflichtet, die Nachbarländer zu konsultieren, sobald grenzübergreifende Umweltauswirkungen zu erwarten sind. Über dieses Anhörungsverfahren kam auch WDC ins Spiel, wo wir federführend an einer fachlichen Stellungnahme zu dem besagten Vorhaben mitgearbeitet haben, die dem dänischen Ministerium Ende 2015 im Namen einer breiten Allianz deutscher Umweltschutzverbände vorgelegt wurde.
Diese Stellungnahme kritisiert insbesondere den enormen Lärm, der durch die seismischen Untersuchungen entsteht und Schweinswale sowie andere Meeressäuger, Fische, etc. schwer schädigen kann. Dieser Schall ist so laut, dass er ohne weiteres in der gesamten Nordsee zu hören sein wird. Da das Untersuchungsgebiet unmittelbar an ein Meeresschutzgebiet auf deutscher Seite grenzt – die ökologisch wertvolle Doggerbank – darf nach deutschem und europäischem Umweltrecht eigentlich keine Erlaubnis erteilt werden. Eigentlich. Doch wenn handfeste ökonomische Interessen im Spiel sind, werden die „Spielregeln“ gerne einmal geändert bzw. „liberal interpretiert“. Die Machart der UVS macht jedenfalls schon deutlich, dass Umweltschutz in dieser Sache klein geschrieben wird. Dabei sind zusätzlich zum Unterwasserlärm auch verschmutzende Einleitungen ins Meerwasser, die physische Beeinträchtigung von Lebensräumen und natürlich die Gefahr von (Groß-)Unfällen zu erwarten. All das wird aber von dänischer Seite klein geredet.
Nun bleibt zu hoffen, dass die Kritik der Umweltschutzorganisationen gehört und beachtet wird. Nicht zuletzt erscheinen die dänischen Pläne nach dem Klimagipfel von Paris, bei dem eine Abkehr der Weltgemeinschaft von fossilen Brennstoffen beschlossen wurde, mittlerweile gerade zu anachronistisch.