Orca Morgan – vier Jahre im Loro Parque
Im Juni 2010 wurde ein junges Orca-Weibchen allein und in schlechtem Gesundheitszustand im Wattenmeer vor der niederländischen Küste gefunden. Unter der Voraussetzung, sie würde gesund gepflegt und wieder in die Freiheit entlassen, wurde sie ins Delfinarium Harderwijk transportiert. Ihr Gesundheitszustand verbesserte sich und am 29. November 2011 wurde Morgan, wie der kleine Orca inzwischen genannt wurde, erneut transportiert. Aber nicht zurück ins Meer sondern nach Spanien! Ein niederländisches Gericht hatte entschieden, es sei das Beste für Morgan in Gefangenschaft zu verbleiben. Und das obwohl ein mehrstufiger Auswilderungsplan von Orca-Experten vorlag. Dieses Urteil wurde selbst nach einem Berufungsverfahren vor dem niederländischen Landgericht in Den Haag im Dezember 2013 aufrechterhalten.
In diesem Video zeigt ein Team unabhängiger Filmemacher, wie Morgan die Trennung von ihrer Familie, die Zeit allein im Ozean und den Transport in ein Betonbecken erlebt haben könnte.
Im Loro Parque auf der Kanareninsel Teneriffa wird Morgan zusammen mit fünf anderen Schwertwalen gehalten. Vier von ihnen wurden im Jahr 2006 aus den USA in den Loro Parque gebracht während der jüngste, Adan, im Jahr 2010 im Park geboren wurde. ALLE Orcas dort gehören SeaWorld Entertainments. Das Unternehmen führt auch Morgan im Firmen-Inventar auf. Doch wie kann ein freilebender Orca aus Europa im Bestand eines Konzerns in den USA landen?
Mit dieser und anderen Fragen beschäftigt sich ein vor kurzem erschienenes 124-seitiges Dokument von Orca-Expertin Dr. Ingrid Visser und Anwalt Matthew Spiegl. Laut Genehmigung, mit der Morgan nach Teneriffa transportiert wurde, darf sie ausschließlich zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Nur so konnte eine in der EU legale Genehmigung für diesen Transport erteilt werden.
Die Realität sieht jedoch anders aus: jeden Tag muss Morgan in den Unterhaltungs-Shows des Parks Kunststücke für die Zuschauer vorführen und wird zudem noch zusammen mit dem ausgewachsenen Orca-Männchen Keto in eines der drei Becken gesperrt. Ihre Nachkommen hätten für SeaWorlds Zuchtprogramm einen enormen Wert. Von den 23 in Gefangenschaft geborenen Schwertwalen, die das Unternehmen in den USA und auf Teneriffa hält, sind 13 blutsverwandt mit Tilikum, dessen Geschichte in der 2013 erschienenen Dokumentation Blackfish erzählt wird.
Das Dokument “CITES and the Marine Mammal Protection Act: Comity and Conflict at Loro Parque” von Dr. Visser und Matthew Spiegl wurde an die zuständigen Behörden in den Niederlanden, Spanien und auch in den USA geschickt. Die beigefügten Briefe enthalten die Aufforderung zur Aufklärung im Fall Morgan.
Weitere Informationen zu Morgans Geschichte finden Sie hier.