Neue Kinderstube für Schweinswale in der Nordsee entdeckt
Studie beweist große Bedeutung der südlichen Nordsee für Schweinswale
Eine neue Studie der Tierärztlichen Hochschule in Hannover stellt die große Bedeutung der südlichen deutschen Nordsee für Deutschlands einzigen heimischen Wal unter Beweis. Die Wissenschaftler konnten für die Studie auf einen außerordentlich großen und qualitativ hochwertigen Datensatz aus den Jahren 2002 bis 2013 zurückgreifen. In dieser Zeit gab es regelmäßige Flug-Surveys zur Erfassung von Schweinswalen in deutschen Gewässern. Insgesamt wurden 55.820 km überflogen und dabei 3740 Mal Schweinswale gesichtet.
Die Verbreitung und das Vorkommen zeigten dabei den deutlichen Trend, dass die südliche Nordsee über die Jahre vor allem im westlichen Bereich immer stärker von den Tieren genutzt wurde. Während diese Zunahme bisher schon bekannt war (und Schweinswale als Folge dessen z.B. immer häufiger in den deutschen Flüssen gesichtet werden), fanden die Forscher jetzt heraus, dass das Gebiet Borkum Riffgrund offenbar von ganz herausragender Wichtigkeit ist. Hier wurde ein dauerhafter Hot Spot des Vorkommens von Schweinswalen vor allem im Frühjahr entdeckt, insbesondere für Mutter-Kalb-Paare. Offenbar handelt es sich um ein für die Fortpflanzung der Tiere besonders bedeutsames Gebiet. Bisher war man davon ausgegangen, dass das weiter nördlich gelegene Sylter Außenriff die wesentliche „Kinderstube“ der Wale in der Nordsee darstellt. Das hohe Nahrungsangebot im Borkumer Riffgrund – Seezunge, Hering und Sprotte – bei gleichzeitig dürftigerer Beutedichte weiter im Norden dürfte ein wesentlicher Grund sein.
„Diese neuen Ergebnisse belegen einerseits, wie wichtig Borkum Riffgrund für die Fortpflanzung von Schweinswalen ist“, so Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC. „Auf der anderen Seite zeigt sie uns die Dynamik des Ökosystems, denn bisher war die ökologische Rolle dieses Bereiches nicht bekannt. Schweinswale reagieren offenbar sehr flexibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt, wie sie z.B. durch den Klimawandel ausgelöst werden. Umso wichtiger ist ein effektiver Schutz, denn in und um das ausgewiesene Schutzgebiet Borkum Riffgrund herrscht unglaublich rege menschliche Aktivität durch Schifffahrt, Bau von Windkraftanlagen und umweltschädliche Grundschleppnetzfischerei. Sogar seismische Untersuchungen zur Erkundung von Erdgaslagerstätten sind hier geplant. Dies muss unbedingt verhindert werden.“