Studie beweist: Toxische Chemikalien stören Fortpflanzung von Schweinswalen
Eine neue Studie untersuchte 329 zwischen 1990 und 2012 gestrandete Schweinswalweibchen an der englischen Küste und fand heraus, dass Polychlorierte Biphenyle (PCB) Fortpflanzungsstörungen bei den geschlechtsreifen Weibchen hervorrufen können. Obwohl diese Chemikalien bereits seit langer Zeit verboten wurden, lassen sie sich noch immer in Gewässern und Lebewesen nachweisen. Besonders in Walen reichern sie sich sehr stark an.
Im Vergleich zu gestrandeten Individuen in mit weniger PCB verseuchten Gebieten wurde bei den Schweinswalen aus dem Nordatlantik eine Reihe von Fortpflanzungsanomalien festgestellt. Diese werden entweder durch Hormonstörungen oder Immunsuppression erzeugt – beides kann auf PCBs zurückgeführt werden.
Die weiblichen Schweinswale geben einen Großteil ihrer eigenen Schadstoffbelastung über die Muttermilch an ihre Kälber ab. Das ist zwar tragisch, unterstützt ironischerweise aber den zukünftigen Fortpflanzungserfolg eines Tieres. Von den untersuchten Weibchen konnte sich ein großer Prozentsatz jedoch nicht durch Trächtigkeit oder Säugen von den belastenden Schadstoffen befreien. Viele waren zuvor tragend, was wiederum den Verdacht von erhöhten Totgeburtenraten und hoher Neugeborenensterblichkeit nahelegt.
Insgesamt konnte bei fast 40% aller untersuchten Weibchen eine Dysfunktion in der Fortpflanzung festgestellt werden – eine dramatisch hohe Zahl. Außerdem könnten PCBs auch daran Schuld sein, dass die Überlebensrate von Jungtieren drastisch gesunken ist – für die Schweinswale des Nordostatlantiks eine große Gefahr. Die Studie legt zudem nahe, dass die Belastung der Tiere in Nord- und Ostsee wohlmöglich im Schnitt noch höher ist.
„Diese in ihrer Umfänglichkeit einmalige Studie zeigt die dramatischen und langfristigen Auswirkungen unserer Handlungen auf die Meeressäuger“, so Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC. „Es wird deutlich, dass die Auswirkungen von Umweltgiften nicht zu unterschätzen sind. Zusammen mit den anderen Bedrohungen wie Fischerei oder Unterwasserlärm ergibt sich eine Belastung der Tiere, die offenbar über die Grenze des Verkraftbaren hinaus geht. Wir müssen um ganze Populationen fürchten, wenn in Europa keine effektiven und koordinierten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.“