Zu Besuch bei den Delfinen
Wenn man als Walschützerin für WDC in München arbeitet, gehören Sichtungen von Delfinen ja leider nicht zum Büro-Alltag. Um Spendengelder sinnvoll einzusetzen und die Umwelt zu schonen, sind Dienstreisen zu Projekten die Ausnahme und auch der internationale Austausch mit KollegInnen findet überwiegend über Videokonferenzen und Email statt.
Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich die Chance bekam, Anfang Juli unser Bildungscenter in Schottland zu besuchen. Mein Sohn Linus wurde als Kinderreporter für das PRIMAX-Magazin vor Ort gebraucht und die Fünf-Jahresplanung im Bereich Bildung sollte parallel in einem Workshop mit den KollegInnen vor Ort erarbeitet werden.
„Mami, ich schaue schon mal nach den Delfinen …!“
Mit diesen Worten flitze mein Sohn Linus schon vor dem Frühstück regelmäßig zum Strand, der nur durch eine Gartenpforte von unserem gemütlichen B&B „The Rest“ in Spey Bay getrennt war. In den vier Tagen, die wir dort verbrachten, wurden wir nicht enttäuscht. Die ortsansässigen Großen Tümmler statteten uns täglich einen Besuch ab und sogar das schottische Wetter verwöhnte uns mit Sonne und sommerlichen 20-25 Grad Celsius.
Das WDC „Scottish Dolphin Centre“ liegt zwischen Aberdeen und Inverness an der Küste des Moray Firth. Es ist das Herzstück der WDC-Bildungsarbeit. Neben Schulklassenführungen und Delfin-Ferienprogramm bietet das Centre mit zahlreichen Freiwilligen auch eine Anlaufstelle für Touristen und Hobbyfotografen. An der Flussmündung des Spey tummeln sich neben den Delfinen nämlich auch Robben, Otter und zahlreiche Vogelarten.
Ein Besuch bei meinem Kollegen Charlie Phillips, der am Chanonry Point regelmäßig die Patendelfine beobachtet und fotografiert, ist die nervenaufreibende Fahrt im Linksverkehr (70 Meilen!) bis auf die „Black Isle“ in jedem Fall wert. Dieser Strand ist eine wunderschöne Location, um Delfinen wirklich nah zu sein. Das neue Fernglas brauchten wir kaum, denn Flosse und zwei weitere Delfine waren nur wenige Meter vom Ufer entfernt auf der Suche nach leckerem Fisch. Charlie versorgte uns in bestem schottischen Akzent mit den neuesten Geschichten der Patendelfine, während Linus sich an ein paar Delfinschnappschüssen versuchte.
Ob wir dieses Erlebnis mit einer Bootstour noch toppen könnten? Der Anbieter, für den wir uns entschieden hatten, klang in jedem Fall nach Abenteuer. Eine Fahrt mit dem schnellen Schlauchboot von „Eco-venture“ (von Ad-venture= Abenteuer) ist sicher schon bei ruhiger See aufregend – bei fast zwei Meter hohen Wellen fühlten wir uns an eine Rafting-Tour erinnert*. Delfinfinnen in diesem Chaos zu entdecken, erschien mir aussichtslos…
Doch schon wenige Minuten später waren wir von Delfinen umgeben. Sie surften auf den Wellen und boten eine wilde Show vor, neben, hinter und sogar unter unserem Boot. Durchnässt aber glücklich stiegen wir nach zwei Stunden wieder an Land.
Wir waren uns sicher, dass wir auch Patendelfin Speedy gesehen hatten. Diese Neuigkeit brachten wir neben vielen Fotos und einigen Andenken aus dem WDC Dolphin-Centre-Shop mit nach Hause zu Speedy-Pate und Delfinfan Nummer zwei (Timon).
Ein weiterer Besuch bei den Delfinen mit der ganzen Familie wird nun wohl die Urlaubsplanung für das nächste Jahr bestimmen … Ich freu mich drauf!
*Verantwortungsvolle Walbeobachtungsunternehmen in dieser Region sind durch das Dolphin Space Programm zertifiziert. Sie verpflichten sich damit, Delfine während der Tour in ihrem natürlichen Verhalten nicht zu stören.