Öl im Meer: Bedrohung für Wale und Delfine
Über 1300 tote Tiere seit der Deepwater Horizon Katastrophe
Wissenschaftliche Studien haben nun erstmals die katastrophalen Auswirkungen von Ölkatastrophen auf Meeressäuger bewiesen. Im Öl enthaltene Substanzen verseuchen das Wasser und schädigen damit vor allem die Nebennierenrinde und die Lunge der Tiere. 2010 starben nach der „Deepwater Horizon“ Explosion im Golf von Mexiko auffallend viele Delfine in der Region. Damals flossen mehr als 380 Millionen Liter Rohöl ins Meer – innerhalb von ca. 12 Wochen. Dazu kamen Erdgas und Chemikalien, die den Ölteppich binden sollten.
Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsinstituten untersuchten 46 Große Tümmler, die zwischen Juni 2010 und Dezember 2012 tot an von der Ölpest betroffenen Küsten gestrandet waren. Den Zustand dieser Tiere verglichen die Forscher mit dem von Delfinen, die vor der Ölpest oder in unbelasteten Gebieten gestorben waren. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass bei der Hälfte der Tiere aus dem „Deepwater Horizon“ Gebiet eine Nebenniereninsuffizienz die direkte Todesursache zu sein scheint. Jedes dritte Tier wies eine zu dünne Nebennierenrinde auf. Bei Delfinen aus anderen Regionen lag die Rate dagegen deutlich geringer.
Außerdem ergab die Studie, dass 22 Prozent der „Deepwater Horizon“ Delfine an einer bakteriellen Lungenentzündung litten, während es in der Vergleichsgruppe nur zwei Prozent waren. Das Inhalieren von Partikeln im verseuchtem Wasser sowie der direkte Kontakt über Haut und Augen führte sehr wahrscheinlich zu diesen Infektionen und einer allgemein höheren Sterblichkeit sowie zu einer niedrigeren Reproduktionsrate, denn es kam gleichzeitig zu einer stark erhöhten Sterblichkeit bei neugeborenen Tieren. Insgesamt starben über 1300 Meeressäuger durch die Ölkatastrophe, größtenteils Große Tümmler. Doch das sind nur die dokumentierten Tiere, die Dunkelziffer der Todesfälle ist unbekannt.
Im Dezember 2014 kam es im weltweit größten Mangrovenwald, den Sundarbans in Bangladesch, zu einer Ölkatastrophe, bei der 357.000 Liter Öl aus einem Tanker liefen. Die Bewohner der Region sowie die Meeressäuger im betroffenen Gebiet kämpfen bis heute mit den Auswirkungen der Katastrophe. Erst vergangene Woche kam es außerdem zu einem Unglück an der kalifornischen Pazifikküste, wo auf Grund einer gebrochenen Standleitung zehntausende Liter Öl ins Meer gelangten. Bisher berichten Wissenschaftler von 27 ölverschmierte Robben und zahlreichen Delfinstrandungen.
„Öl hält unsere Welt am Laufen, aber es hat auch extrem zerstörerische Seiten. Wenn große Teile ganzer Delfinpopulationen ausradiert werden, dann gehen damit unersetzbare Naturschätze verloren. Und wir werden vermutlich nie wissen, wie viele Tiere tatsächlich umkamen“, so Fabian Ritter, WDC Meeresbiologe. „Denn nur die wenigsten werden tatsächlich gefunden. Das lange Leid der Tiere durch die schrecklichen Krankheiten, die durch Ölkatastrophen verursacht werden, sollten für jeden einzelnen von uns Grund genug sein, auch den persönlichen Umgang mit Öl zu überdenken.“