Diese ver-damm-ten Lachse
Die südlichen ortstreuen Schwertwale die wir hier vorgestellt haben, stehen im Mittelpunkt unserer neuen Kampagne „Dämme brechen für Orcas“. In diesem Blog gibt es weitere Informationen darüber, warum man bei den den Flüssen ansetzen muss, um den südlichen ortstreuen Schwertwalen zu helfen.
Was hat es mit den Lachsen auf sich?
Der Königslachs ist der größte Vertreter aus der Familie der Lachsfische. Für die südlichen ortstreuen Schwertwale sind diese Fische wie Energieriegel: groß und kalorienreich, also eine effektive Beute. Wenn ein Orca wertvolle Zeit und viel Energie darauf verwendet, einem Fisch hinterher zu jagen, sollte dieser natürlich möglichst viel Nahrung bereitstellen.
Jedoch sind die Bestände der Königslachse (wie auch die Zahl der südlichen ortstreuen Schwertwale) in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Dies ist vor allem auf Überfischung, Lebensraumverlust und dem Bau von Dämmen zurück zu führen. Wo einst Lachswanderungen mit Millionen von Fischen stattfanden, gibt es heute nur noch ein paar Zehntausend Fische. Auch die Körpergröße der noch vorhandenen Fische ist zurückgegangen, da die großen Exemplare systematisch weggefangen werden.
Die traurige Geschichte des L-Pods
Ortstreue Schwertwale leben in komplexen Sozialstrukturen, die durch eine matrilineare Gesellschaft geprägt sind. Das bedeutet, dass die Weibchen die Familiengruppen anführen. Nachkommen bleiben ihr Leben lang in der Familiengruppe – entweder direkt an der Seite der Mutter oder sie bilden eigene Kleingruppen, die eng mit der Gruppe der Mutter verbunden sind. Die Population der südlichen ortstreuen Schwertwale besteht aus drei Familiengruppen („Pods“ genannt), in denen die jeweiligen Individuen miteinander verwandt sind. Die Gruppen wurden J-, K- und L-Pod genannt. Jede Gruppe hat einen eigenen Dialekt, gruppenspezifische Verhaltensweisen und sogar zeitweise verschiedene Futtergebiete.
Der L-Pod, die größte der drei Gruppen, hat in den letzten 40 Jahren die meisten Mitglieder verloren. Sie jagen öfter an der Küste Kaliforniens als die anderen beiden Gruppen und sind somit noch stärker von den Lachsbeständen im Klamath und Sacramento River abhängig. In den Körpern von verstorbenen Mitgliedern des L-Pods konnten Spuren von Giften festgestellt werden, die es in dieser Kombination nur in Kalifornien gibt.
Die Zahl der Individuen im K- und J-Pod war mit 25 bzw. 19 Mitgliedern in den letzten Jahren relativ stabil. Der L-Pod hingegen bestand 2012 aus 40 Individuen, dieses Jahr konnten jedoch nur noch 34 Schwertwale in der Gruppe gezählt werden. Zwei Mitglieder, die letztes Jahr der Gruppe waren, wurden dieses Jahr nicht mehr gesichtet. Ein schlechtes Zeichen, denn jedes Jahr kehrt die gesamte Gruppe in das gleiche Gebiet zurück. Diesen Sommer wurde im L-Pod auch zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Nachwuchs geboren. Doch es gibt traurige Nachrichten: bereits nach zwei Monaten wurde das Baby nicht mehr an der Seite seiner Mutter gesehen!
Es ist nicht bekannt, warum die Zahl der Individuen im L-Pod schneller abnimmt als in den anderen beiden Gruppen. Eine höhere Belastung mit Insektiziden (z. B. Dichlordiphenyltrichlorethan, kurz DDT) könnte die Hauptschuld tragen, oder auch die größere Abhängigkeit der Gruppe von den abnehmenden Lachsbeständen in kalifornischen Flüssen.
Das Damm-Problem
Es ist dramatisch: die vom Aussterben bedrohte Orca-Population kämpft bereits seit 40 Jahren ums Überleben, aber die Bandbreite der Bedrohungen scheint unerschöpflich. Hoffnung birgt der Abriss einiger Dämme im Pazifischen Nordwesten , wodurch einige Laichgebiete für Lachse wieder zugänglich gemacht wurden. Das größte Projekt dieser Art weltweit, der Abriss von zwei Dämmen im Elwha River im US-Bundesstatt Washington, wurde im August dieses Jahre abgeschlossen. Der Fluss erholt sich bereits langsam und Lachse werden in Gebieten gesichtet, die für sie jahrelang unzugänglich waren. Die Wiederherstellung von Lebensraum ist ein langer Prozess, aber die Entfernung von Dämmen ist ein wichtiger erster Schritt.
Das Projekt im Elwha River wird den Titel “das größte Projekt dieser Art weltweit” allerdings bald abgeben müssen, sollte ein Prozess abgeschlossen werden können, der bereits vor 5 Jahren begann: im Klamath River sollen vier Dämme entfernt werden. Dadurch wären über 400 km Laichgebiet wieder für die Königslachse zugänglich.
2002 gab es im Klamath River ein großes Fischsterben. Dies könnte sich wiederholen, wenn die Wasserstände weiter zu niedrig für die zurückkehrenden Lachse bleiben. Ein Weg, die Wasserstände zu erhöhen ist die Entfernung von Dämmen. Das große Fischsterben 2002 hatte eine Diskussion zwischen mehreren Interessensgruppen ausgelöst, die in der Entscheidung endete, vier Dämme zu entfernen: JC Boyle, Iron Gate, Copco No. 1 und Copco No. 2. Kommerzielle Fischer, Angehörige der indigenen Bevölkerung, die Firma PacifiCorp (Betreiber der vier Dämme), Bauern, Biologen und Umweltschützer sind alle zum gleichen Schluss gekommen: die Entfernung der Dämme ist Voraussetzung für eine Renaturierung des Klamath River Gebietes. Und es hat sogar finanzielle Vorteile: der Abriss der vier Dämme ist günstiger als sie auf den heutigen Standard aufzurüsten.
WDC unterstützt dieses einzigartige Vorhaben zur Wiederherstellung des Ökosystems, denn die Entfernung der Dämme hat positive Auswirkungen auf die vom Aussterben bedrohten südlichen ortstreuen Schwertwale. Wenn die Dämme abgerissen werden, können sich Wassersysteme und Lachsbestände erholen und die Orcas finden wieder mehr Nahrung. Um diese Pläne zu unterstützen, haben wir unsere Kampagne „Dämme brechen für Orcas“ gestartet.
Der Gesetzesentwurf zur Renaturierung des Klamath River (Klamath Basin Water Recovery and Economic Restoration Act) wurde im vergangenen Sommer im zuständigen Kongress eingereicht und muss nun genehmigt werden. Davon hängt auch die Finanzierung des Projektes ab.
Bitte unterstützen Sie unsere Kampagne “Dämme brechen für Orcas” und setzen Sie sich mit uns für die vom Aussterben bedrohten südlichen ortstreuen Schwertwale ein!