Zwei junge Orcas in Russland seit Monaten in Lagerhalle gefangen
Zwei junge Schwertwale, die 2012 und 2013 gefangen wurden, werden derzeit in Moskau in sehr beengten Verhältnissen in einer provisorischen schwimmbadartigen Halle gehalten. Grund hierfür sind Verspätungen bei der Eröffnung des neuen Delfinariums „All-Russian Exibition Center“ in Russlands Hauptstadt. In ihrer Behelfsunterbringung haben die Schwertwale keinen Zugang zu natürlichem Licht oder frischer Luft. Es handelt sich um ein ca. siebenjähriges Schwertwal-Weibchen, das Narnia genannt und 2012 im Ochotskischen Meer gefangen wurde, und ein ca. fünfjähriges Männchen aus den Fangaktionen von 2013.
Bereits letzten Dezember wurden die Orcas per Flugzeug von Wladiwostok ins über 9.000 Kilometer entfernte Moskau gebracht und haben somit schon 10 Monate in diesen katastrophalen Bedingungen verbracht, während um sie herum Bauarbeiten stattfinden.
Zwischen 2012 und 2013 wurden insgesamt sieben Schwertwale in Russland ihrem natürlichen Lebensraum und ihren Familiengruppen entrissen und in Delfinarien gebracht. Und auch 2014 gab es bereits Fangaktionen: weitere vier Schwertwale sind nun für ein Leben in Gefangenschaft bestimmt. Zwei wurden vermutlich bereits nach China geflogen, um dort in einem der zahlreichen neuen Vergnügungsparks ausgestellt zu werden.
Mitarbeiter der russischen Tierschutzorganisation VITA hatten die Polizei darum gebeten, gegen den Betreiber des Delfinariums in Moskau eine Untersuchung wegen Tierquälerei einzuleiten. Nach Angaben der Polizei jedoch verstoßen die Haltungsbedingungen nicht gegen russische Tierschutzgesetze.
„Wir brauchen dringend ein Gesetz zur Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft. Jedes zivilisierte Land hat ein solches Gesetz, nur Russland nicht“, sagt Olga Filatova, Wissenschaftlerin von FEROP, dem Far East Russia Orca Project. Weiter fügt sie hinzu, dass es zwar keine globalen Zahlen zu Orca-Beständen gibt, die Gruppe im Ochotskischen Meer, aus der zum Beispiel das Weibchen Narnia entnommen wurde, aber als gefährdet eingeschätzt wird. Trotz ungenügender wissenschaftlicher Grundlagen hat die russische Regierung auch 2014 wieder eine offizielle Quote vergeben: es dürfen 10 Schwertwale für die Ausstellung in Delfinarien gefangen werden!
Orcas leben in freier Wildbahn in engen Familienverbänden und legen nicht selten bis zu 100 km am Tag zurück. Die Behelfsunterkunft in Moskau misst aktuellen Angaben zufolge jedoch gerade einmal ca. 25 m und ist ca. 8 m tief.