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Kristján Loftsson bestätigt, dass Fischereigelder seinen Walfang finanzieren

Laut einem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht ist Kristján Loftsson, Islands Fischereimogul und Finnwalfänger Nr. 1, wieder ein bisschen reicher. Sein Walfang-Unternehmen Hvalur hf. machte zwischen September 2013 und September 2014 einen Gewinn-Zuwachs von  1,8 Milliarden ISK (über 11,7 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr. 134 Finnwale mussten in dieser Zeit für Hvalur ihr Leben lassen.

Woher kommen diese gewaltigen Summen für eine Industrie, die sich momentan eigentlich kaum lohnt, und deren Produkte kostenaufwändig um die Welt verschifft werden, nur um dann in japanischen Kühlhäusern zu lagern?

Die Antwort gibt Hvalur-Geschäftsführer Loftsson in einem Interview mit der isländischen Zeitung „Frettabladid“ gleich selbst: „Ein großer Teil des Gewinns beruht auf Anteilen von Hvalur an den Firmen HB Grandi und Hampidjan .“ 986 Millionen ISK( rund 6,4 Mio. Euro) der Einnahmen machte die Walfangfirma nämlich in Form von Dividenden aus Aktienanteilen.

Hvalur hf ist eine der größten Kapitalanlagegesellschaften in Island. Über die Holding Vogun kommt dabei ein Großteil der Vermögenswerte vom Fischereigiganten HB Grandi, Islands größtem Fischereiunternehmen, bei dem Kristján Loftsson  praktischerweise auch gleich Vorstandsvorsitzender ist. Hvalur hält zudem Anteile an anderen erfolgreichen isländischen Unternehmen, darunter  die genannte Firma Hampidjan, ein Unternehmen, das  Fanggeräte für Fischereifirmen – einer der Hauptkunden ist HB Grandi – fertigt.

Gelder von HB Grandi finanzieren also zu einem beachtlichen Teil den isländischen Finnwalfang. Zudem werden die getöteten Wale nach wie vor in Gebäuden zerlegt und für den Verkauf verpackt, die HB-Grandi gehören.

WDC hat seit 2010 in Zusammenarbeit mit anderen Tier- und Umweltschutzorganisationen deutsche und internationale Fischunternehmen und Handelsketten immer wieder aufgerufen, ihre Geschäftsbeziehungen zu HB Grandi zu prüfen und gegebenenfalls zu beenden, um nicht indirekt die Tötung von bedrohten Finnwalen finanziell zu unterstützen. Erfreulicherweise sprechen sich auch immer mehr Unternehmen gegen eine solche Unterstützung aus.

Es ist mir jedoch ein Rätsel, wie die Deutsche See (Deutschlands Fischhändler Nr. 1 und Träger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises) vor diesen Tatsachen nach wie vor die Augen verschließt. Ihren Kunden (darunter beispielsweise die Supermarktketten Kaisers Tengelmann und Edeka) teilte die Deutsche See im Mai 2014 mit: „Die Firma HB Grandi ist unser langjähriger und zuverlässiger Partner. HB Grandi fängt keine Wale, verarbeitet diese nicht und handelt auch in keiner Weise mit Walen oder Walfleisch. Eine Verknüpfung des Walfangaspekts mit Konsequenzen für den Handel mit isländischen Fischprodukten sehen wir als unzulässig und der Sache nicht dienlich an. Ein solcher Boykott träfe zudem Menschen, Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige, die ohne jeden Einfluss auf die Walfangthematik sind. Daher wäre ein solcher Schritt völlig unverhältnismäßig.“ Eine Gegenüberstellung dieser Aussage mit dem obigen Zitat von Kristján Loftsson spricht für sich.

Während es absolut begrüßenswert ist, dass die Deutsche See sich klar gegen den Walfang ausspricht und sich der bisherige Geschäftsführer Peter Dill auch öffentlich in den isländischen Medien für ein Ende des Walfangs ausgesprochen und auf die möglichen Negativkonsequenzen für die Fischindustrie verwiesen hat, ist das schlicht und  einfach nicht genug. Bei einem Unternehmen zu kaufen – also diesem Unternehmen Geld zu geben – von dem aus diese Gelder dann zu einem beträchtlichen Anteil in die Harpunierung von Finnwalen fließen, ist nicht akzeptabel!

Auch im nächsten Hvalur-Jahresbericht werden wieder Grandi-Einnahmen und damit zu einem Teil Deutsche See-Gelder enthalten sein, 137 Finnwale mussten 2014 für  Kristján  Loftssons blutiges Hobby ihr Leben lassen. Loftsson hat bereits verkündet, auch im nächsten Jahr wieder auf die Jagd gehen zu wollen. Deutsche See hat nach wie vor die Möglichkeit, ihm endlich ihre indirekte finanzielle Unterstützung zu entziehen. 

Über Astrid Fuchs

Astrid Fuchs leitet bei WDC Deutschland den Bereich Policy und strategische Entwicklung. Daneben koordiniert sie die EU-Arbeit und betreut die Bereiche Walfang und Delfinarien.