Dänische und deutsche Wissenschaftler erforschen Schweinswalgehör und die Auswirkungen von Unterwasserlärm
Die einzige in Deutschland beheimatete Walart, der Schweinswal, ist bedroht. Sowohl in der Nord- als auch in der Ostsee sorgen nicht nur Nahrungsknappheit, Beifang und Meeresverschmutzung für einen enorm großen Populationsdruck, sondern auch Unterwasserlärm. Dieser wird beispielsweise durch Schiffsverkehr, militärische Übungen und den Bau von Offshore-Windanlagen verursacht, nicht zuletzt aber auch durch seismische Untersuchungen.
Ein Team aus dänischen und deutschen Wissenschaftlern erforschte nun die Auswirkungen des Lärms auf das empfindliche Gehör der Schweinswale. Versehentlich in Fischernetzen gefangene, lebende Schweinswale werden unter tiermedizinischer Aufsicht einem lauten Impuls ausgesetzt, der in etwa der Lautstärke entspricht, die beim Rammen von Windanlagen-Fundamenten in den Meeresboden entsteht. Durch die dabei temporär entstehende Beeinträchtigung des Gehörs können die Auswirkungen der Bauarbeiten auf das Schweinswalgehör abgeschätzt werden.
Die Untersuchungen werden auch bei Tieren in Menschenhand durchgeführt. Im Fjord&Bælt Centrum in Kerteminde wird die Hörfähigkeit der dort lebenden Schweinswale gemessen. Die Untersuchungen ergaben, dass Unterwasserlärm eine dauerhafte Stresssituation verursacht. Untersuchungen an den Hörorganen toter Schweinswale ermöglichen eine Bewertung der Auswirkungen auf die Hörfähigkeit. Dabei wurden u.a. traumatisch bedingte Veränderungen, Blutungen und Infektionen gefunden. Mit Sendern ausgestattete Tiere zeigten eine Verhaltensänderung bei Bootslärm, außerdem treten Krankheitsfälle bei Nord- und Ostsee-Schweinswalen häufiger auf als bei Tieren in arktischen Gewässern.
„WDC steht grundsätzlich Untersuchungen kritisch gegenüber, die in Gefangenschaft bzw. unter Stresserzeugung für die Tiere entstehen. Dennoch erkennen wir diese Forschungsergebnisse an und hoffen, dass sie zu einer Verbesserung der Situation der Schweinswale in freie Wildbahn beitragen“ sagt Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC.