Walfang in Island
Astrid Fuchs und Vanessa Williams-Grey, Leiterinnen der WDC- Islandkampagnen, waren vom 16. bis 20. Juli in Reykjavik und Umgebung, um Gespräche mit Vertretern aus Politik, den Medien und der Walbeobachtungsbranche zu führen. Daneben dokumentierten sie die Anlandung und Schlachtung mehrerer Finnwale und den Transport des Fleisches in die Lagerhallen in Hafnarfjordur bei Reykjavik.
Erst im Frühjahr waren von dort über 2000 Tonnen Finnwalfleisch nach Japan verschifft worden.
Es ist positiv, wieviel Gegenwind die Walfänger inzwischen aus Island selbst erhalten. Die Winkelzüge der Industrie sorgen immer mehr für Verstimmungen und das nicht nur bei den Walfanggegnern. Das Zurückrudern des Fischereiministers bezüglich der Ergebnisse einer Studie zur Sterbedauer der Wale – also der Zeit zwischen Harpunierung und Tod des Tieres – ist hierfür ein gutes Beispiel. Im Frühjahr hatte das Fischereiministerium in Zusammenarbeit mit NAMMCO (North Atlantic Marine Mammal Commission) einen norwegischen Veterinär beauftragt, für Finn- und Zwergwale eine Studie zur Sterbedauer durchzuführen, nachdem im Winter öffentlich geworden war, dass Island hierzu bis dato nicht geforscht hatte. Auf Nachfrage der Medien sagte Minister Sigurður Ingi Jóhannsson noch vor kurzem, dass die Ergebnisse selbstverständlich veröffentlicht würden. Anfang Juli gab er jedoch bekannt, dass dies nur NAMMCO-intern geschehen würde. Dies bedeutet, dass die breite Öffentlichkeit nichts darüber erfahren wird, wie lange die Wale tatsächlich leiden müssen, bevor sie sterben.
Während Kristján Loftsson, isländischer Walfang- und Fischmogul, einen Großteil des Finnwal-Fleisches nach Japan exportiert, finden sich vakuumverschweißte Päckchen mit Finnwal-Speck auch in den Regalen isländischer Supermärkte – neben Zwergwalsteaks und anderen Zwergwalprodukten, die besonders in der Grillsaison vermarktet werden. Finnwal-Speck gilt in der älteren Generation immer noch als Delikatesse. Vertrieben wird er auf dem isländischen Markt durch die IP dreifing ehf., Firma des Zwergwalfängers Gunnar Bergmann Jonsson, Sohn des engen Loftsson Freundes und Abgeordneten Jon Gunnarsson. Dreifing ehf. ist ebenfalls Hersteller der Zwergwalprodukte.
Auch die Touristenmassen, die jedes Jahr nach Island strömen, sind Ziel einer aggressiven Marketingstrategie der Walfänger. In vielen Restaurants wird den Gästen Zwergwalfleisch als isländische Delikatesse angeboten.
Doch die engen Verbindungen zwischen den „Seebaronen“, wie die Fischerei-Mogule in Island genannt werden, der Walfangindustrie und deren Einflussnahme auf die isländische Politik stehen nun immer mehr zur Debatte. Zudem wird die Frage nach dem Negativeinfluss des Walfangs auf die Walbeobachtungsbranche, den Tourismus generell und auch auf die isländische Wirtschaft immer dringlicher gestellt. Nachdem Forscher, Walbeobachtungsanbieter und auch Zwergwalfänger berichten, dass die Zahl der Zwergwale um Island in den letzten Jahren stark abgenommen hat, sollte nun die richtige Konsequenz gezogen werden.
WDC setzt sich weiterhin engagiert für eine Beendigung des isländischen Walfangs ein und steht laufend mit den verschiedenen Interessenvertretern in Kontakt, um dieses Ziel zu erreichen.