Ein Entwurf zum Schutz der Weltmeere – Über die Wirksamkeit von Meeresschutzgebieten
Beim Schutz der Weltmeere vor stetig wachsenden Bedrohungen, beispielsweise durch Überfischung oder Übersäuerung, spielen so genannte Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas – MPAs) eine zentrale Rolle.
„Meeresschutzgebiet“ ist der Überbegriff für unterschiedlichste Schutzbemühungen, wie Meeresreservate, Marine Parks oder No-Fishing-Zonen. Derzeit sind etwa 2 Prozent der Weltmeere zum Meeresschutzgebiet erklärt, ein komplettes Verbot von Fischfang und die anderweitige Nutzung der Meere („no-take“-Gebiete) existiert jedoch nur in etwa der Hälfte aller Meeresschutzgebiete. Im Vergleich dazu sind immerhin 12 Prozent der Landfläche weltweit durch Nationalparks oder Reservate geschützt und für diese gelten wesentlich strengere Auflagen für die Nutzung und den Schutz der Gebiete.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von Meeresschutzgebieten und der fehlenden Reglementierung ihrer Nutzung, stellt sich Forschern die Frage, wie wirksam die Schutzgebiete unserer Ozeane überhaupt sind.
Wissenschaftler um den Meeresgeografen Rodolphe Devillers (Devillers et al. (2014): Reinventing residual reserves in the sea: are we favouring ease of establishment over need for protection?) kritisieren, dass gefährdete Populationen oder Spezies oftmals nicht vordergründig ausschlaggebend für die Begründung von Schutzräumen sind. Ökonomische Faktoren spielen häufig eine entscheidende Rolle. Vielfach werden Schutzgebiete in abgelegenen Regionen eingerichtet, in welchen die tatsächliche Bedrohung durch Fischerei oder Bohrarbeiten ohnehin gering waren. So ist es unter anderem auch der Fall bei dem eingerichteten Schutzgebiet um die australischen Inseln Heard und McDonald, die stärker vom Klimawandel als von Fischerei oder Erdölgewinnung bedroht werden – eine Problematik, bei der Meeresschutzgebiete natürlich machtlos sind.
Um als mariner Schutzraum wirksam zu funktionieren, hat eine Forschergruppe um den australischen Meereswissenschaftler Graham J. Edgar fünf Kriterien bestimmt, anhand derer sich die Effektivität eines Schutzgebietes bestimmen lässt.
Damit ein Meeresschutzgebiet erfolgreich und effektiv ist, müssen …
1. Eingriffe in das Meeresgebiet möglichst gänzlich untersagt („no-take“) statt lediglich limitiert (bspw. durch Fangquoten oder bestimmte Fangmethoden) sein,
2. die Durchsetzung und Geltung des Schutzgebietes gewährleistet werden,
3. die Schutzräume über einen längeren Zeitraum bestehen (Schutzgebiete mit den größten Erfolgen bestehen in der Regel seit mindestens zehn Jahren.),
4. eine Größe von mindestens 100 Quadratkilometern messen und
5. durch beispielsweise Sandbänke oder Tiefwasser von ähnlichen Habitaten abgetrennte sein, um die Tiere daran zu hindern, das geschützte Gebiet zu verlassen.
Von den 87 von Devillers et al. untersuchten Meeresschutzgebieten entsprachen weniger als zehn mindestens vier der fünf genannten Faktoren. 59 Prozent erfüllten lediglich ein oder zwei der Kriterien und ließen sich aufgrund dessen ökologisch nicht vom ungeschützten Gebiet unterscheiden.
Hochseegebiete von der Diskussion ausgeschlossen
Es darf hierbei allerdings auch nicht vergessen werden, dass 58 Prozent der Weltmeere von dieser Diskussion ausgeschlossen bleiben. Für die Hochseegebiete, die nicht zu dem Hoheitsgebiet eines Staates gehören, gelten die Regelungen zur Einrichtung von Meeresschutzgebieten bisher noch nicht. Eine UN Arbeitsgruppe setzt sich derzeit mit der Möglichkeit des Meeresschutzes in Hochseegebieten auseinander – Ergebnisse sind bisher allerdings noch nicht abzusehen.
Mehr zur WDC-Kampagne WALHEIMAT – sichere Schutzgebiete jetzt! und unseren Kampf für Schutzgebiete die ihrem Namen gerecht werden: sie sollen Schutz bieten und nicht nur als Fleck auf der Landkarte existieren.
Quelle: theatlantic.com