Walfleisch in Berlin: Ein Skandal mit Ankündigung?
Hinsichtlich des Walfleisch-Skandals auf der Grünen Woche ist es sehr aufschlussreich, auch in die norwegischen Presseartikel zu schauen:
Der Artikel bezieht sich auf den Grüne-Woche-Besuch des deutschen Landwirtschaftsministers Hans- Peter Friedrich, der bei seinem Rundgang auch am Norwegen-Stand vorbeischaute. Laut der Meldung war ein Mitarbeiter des Standes gerade im Begriff, dem Minister eine Auswahl norwegischer Köstlichkeiten zu servieren – darunter geräuchertes Walfleisch–als ein geistesgegenwärtiges Delegationsmitglied der Norweger den Kellner gerade noch davon abhielt, Herrn Friedrich auch das Walfleisch anzubieten. Das Delegationsmitglied sei sich bewusst gewesen, dass die deutsche Presse wahrscheinlich schonungslos gewesen wäre, wenn der deutsche Minister Walfleisch gegessen hätte.
Ein Folgeartikel vom Donnerstag, 23.01. berichtet zudem, dass das norwegische Unternehmen „Myklebust Walprodukte“ für die Lieferung des Walfleisches an den norwegischen Stand verantwortlich war. Myklebust CEO Ole Mindor Myklebust war auch während der Messe anwesend. (Myklebust ist derzeit zudem im Begriff, rund 34.000 Kilo Zwergwal Produkte nach Japan zu exportieren, nach einem ähnlichen Export im vergangenen Frühjahr von 4.250 Kilo.)
Angesichts seiner umfangreichen Erfahrung mit dem Handel von Wal -Produkten sowie seiner Beteiligung an der Entwicklung neuer Marketingstrategien für Walfleisch , ist es unmöglich , dass Herr Myklebust nichts von der rechtlichen Situation rund um dieses blutigen Handel wusste. Doch in einem Interview mit der norwegischen Zeitung Sunnmørsposten erklärte er, sich keiner Schuld bewusst zu sein und schob jede Verantwortung auf den deutschen Zoll und die Messeleitung.
“ Wir haben das Fleisch an eine eingetragene norwegischen Firma geliefert und die Wale ganz legal gefangen , es sind die deutschen Zollbehörden , die nicht ihren Job in gemacht haben ; darüber hinaus werde ich dazu keinen Kommentar abgeben. Wären sie ein paar Stunden später gekommen, wäre nichts mehr zu beschlagnahmen gewesen.“(Diese letzte Äußerung ist wohl ein Hinweis auf die Tatsache , dass ein Großteil der Fleisch bereits an Besucher verkauft worden war).
Innovation Norway , der offiziellen Handelsvertreter der norwegischen Regierung im Ausland und für den Stand auf der Grünen Messe verantwortlich, war zumindest anfänglich auch daran interessiert, jegliche Schuld und das Wissen um einen Gesetzesverstoß von sich zu weisen. Erst im April 2013 hatte Innovation Norway eine großzügige Summe bereit gestellt, um eine neue Marketing- Strategie für Walfleisch zu entwickeln. Es ist also unwahrscheinlich, dass Innovation Norway nichts von den einschlägigen Gesetzen und Vorschriften wusste und sich wohl auch deshalb letzte Woche offiziell entschuldigte. Es überrascht wenig, dass alle Beteiligten bisher nicht erwähnt haben, dass hier zu allererst norwegisches Gesetz gebrochen wurde und das Walfleisch Norwegen nie Richtung Deutschland hätte verlassen dürfen. Die Vorschriften verlangen klar eine Registrierung des geplanten Exports und eine Ausfuhrgenehmigung für Walfleisch aus Norwegen , unter strenger Anwendung der Bestimmungen für CITES Anhang I – Arten.