Zwei unterschiedliche Schweinswalpopulationen in der Ostsee
Forscher des Deutschen Meeresmuseums haben mit Hilfe von Unterwasser-Mikrofonen über zehn Jahre hinweg den Bestand der vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der deutschen Ostsee ermittelt. Ihre Daten lassen darauf schließen, dass in der Ostsee zwei unterschiedliche Populationen von Schweinswalen leben, die sich je nach Jahreszeit abwechselnd in der Pommerschen Bucht aufhalten und insgesamt kritische Bestandszahlen aufweisen. Im Hinblick darauf werden dringend konkrete Schutzmaßnahmen für die Tiere gefordert, der Schutz der Pommerschen Bucht ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Voraussetzung.
Im Rahmen der Studie wurden die Aufnahmen von zwölf Unterwasser-Mikrofonen ausgewertet, die 2002 in verschiedenen Gebieten der deutschen Ostsee installiert worden waren. Die Hydrophon-Daten belegen eine deutliche Abnahme der Schweinswal-Aktivität von West nach Ost: Während im westlichsten Beobachtungsgebiet (nördlich der Insel Fehmarn) an fast allen Erfassungstagen Schweinswale aufgezeichnet wurden, ließen sich im mittleren Beobachtungsgebiet (vor Rostock) an 71 Prozent der Tage Schweinswale hören. Im östlichsten Beobachtungsraum (Pommersche Bucht) sind Schweinswale nur an rund vier Prozent der Tage registriert worden. Dort nehme die Aktivität seit 2008 aber zu. Dies könnte auf mehr Schweinswale hindeuten. Es könnte aber auch sein, dass sich Tiere aus dänischen Gewässern auf der Suche nach Nahrung immer weiter Richtung Osten vorwagen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen in jedem Fall klar, dass der Schutz der Ostsee-Schweinswale verbessert werden muss. Ungewollter Beifang von Schweinswalen muss verhindert werden. Zudem muss der Unterwasserlärm durch gezielte Maßnahmen besonders dann unterbunden werden, wenn sich viele Schweinswale im lärmbelasteten Gebiet aufhalten. Weitere Bedrohungen für die Schweinswale sind chemische Schadstoffe im Meerwasser und der Rückgang von Beutetiere durch Überfischung.
„Die Studie untermauert klar die Hypothese, dass die Schweinswale in der zentralen Ostsee eine eigenständige Population darstellen und führt uns nochmals deutlich vor Augen, wie dringend notwendig Maßnahmen ergriffen werden müssen, um „die letzten 300“ vor dem Aussterben zu retten.“ so Fabian Ritter, Leiter der WDC Kampagne WALHEIMAT – Sichere Schutzgebiete, jetzt!
Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler nun im Fachmagazin „Marine Ecology Progress Series“ veröffentlicht.
Quelle: Stern, Meeresmuseum