Schnabelwale im Mittelmeer – kein weitreichender Schutz vor Unterwasserlärm
Der Cuvier-Schnabelwal ist für Unterwasserlärm besonders empfindlich, dies belegen wissenschaftliche Studien eindeutig. Um die gefährdete Walart im Mittelmeer zu schützen, entstand eine umfassende Studie durch den Wissenschaftsausschuss des Abkommens ACCOBAMS, welche hervorhob in welchen Gebieten die Schnabelware unbedingt vor extremem Lärm geschützt werden müssen.
Um diese Gebiete zu identifizieren wurden die Daten von Schnabelwal-Sichtungen und die Daten von Strandungen zw. 1963 und 2011 (insgesamt 149 gestrandeter Wale) kombiniert, um die Regionen hervorzuheben, in denen der Schutz vor Unterwasserlärm eine besonders große Rolle spielt.
Leider folgten die Regierungen bei der 5. Vertragstaatenkonferenz des Abkommens ACCOBAMS den Empfehlungen des Wissenschaftsausschuss nicht. Es wurde keine Einigung für die Errichtung von Pufferzonen von 50 nautischen Meilen, in denen keine Marineübungen stattfinden sollten, erzielt. Der Cuvier-Schnabelwal bleibt damit der Gefahr von Unterwasserlärm weiter ungeschützt ausgesetzt.
Dabei gibt es bereits ein positives Beispiel für die Errichtung solcher Pufferzonen. 2004 hatten die Kanarischen Inseln ein Moratorium für den Einsatz von Sonarsystemen im Umkreis von 50 nautischen Meilen verhängt, seither gab es in dieser Region keine atypischen Massenstrandungen von Schnabelwalen mehr.
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung
Neben der Enttäuschung, dass sich die Vertragsstaaten nicht auch die Einrichtung von „lärmfreien –Zonen“ einigen konnten, gibt es auch positives zu berichten. Man einigte sich darauf, in Zukunft zumindest eine Umweltverträglichkeitsprüfung für Aktivitäten mit intensiven Lärmemissionen durchführen zu wollen.
„WDC und weitere Umweltschutzorganisationen (OceanCare, NRDC, HIS) arbeiteten eng zusammen, um einen Fortschritt für den Schutz der Schnabelwale zu erzielen. Die Vertragsstaatenkonferenz hätte einen umfassenderen Schutz für die gefährdeten Wale im Mittelmeer erzielen können, am Ende sind wir zumindest einen kleinen Schritt vorwärts gekommen.“ sagt Alison Wood von WDC am Ende der Konferenz in Marokko.
Weiterführende Informationen:
Atypische Massenstrandungen und Todesfälle von Schnabelwalen im Gebiet des Abkommens, die sich zeitlich mit Marinemanövern decken:
Golf von Genua, Italien (1963); Marineübung: 15 Schnabelwale
Korsika, Frankreich (1974); Marineübung: 3 Schnabelwale, 1 Streifendelfin
Valencia, Spanien (1996); Marineübung: 2 Schnabelwale
Golf von Kyparissia, Griechenland (1996); SACLANTCEN, Tests von Tieffrequenz- und Mittelfrequenz-Sonarsystemen: 21 Schnabelwale
Ionisches Meer, Griechenland (1997); NATO-Marineübung: 9 Schnabelwale
Ionisches Meer, Griechenland (2000); NATO-Marineübung: 1 Schnabelwal (Lebendstrandung)
Oran, Algerien (2001); Marineübung: 2 Schnabelwale
Almería, Spanien (2006); NATO-Marineübung: 4 Schnabelwale
Fontane Bianche, Sizilien, Italien (Feb. 2011); NATO-Marineübung: 2 Schnabelwale
Ionisches Meer, Griechenland/Italien (Dez. 2011); italienische Marineübung und seismische Explorationen: 11 Schnabelwale.
Quelle:
SilentOceans / OceanCare