“Das kann man nicht Wissenschaft nennen”
In der ersten Runde der Beweisaufnahme vor dem Internationalen Gerichtshof präsentiert Australien einen Überblick seiner Argumentation gegen den so genannten wissenschaftlichen Walfang in der Antarktis.
Australien verdeutlichte, dass es dem so genannten wissenschaftlichen Walfangprogramm in der Antarktis immer skeptisch gegenüber gestanden und Japan mehrfach darum gebeten hätte, seinen Walfang in der Antarktis (JARPA I und JARPA II) aufzugeben.
Herr Campbell gab zu Bedenken, dass die Umwelt als gemeinsame Ressource auch durch kollektives Handeln geschützt werden müsse. Einseitige Aktivitäten würden diese kollektive Verantwortung bedrohen, was durch das Beispiel des „wissenschaftlichen“ Walfangs Japans demonstriert würde.
Japans Handeln bedroht 83.000 Zwergwale jährlich
Das Gericht wurde gebeten, sich vorzustellen, alle 89 Mitgliedstaaten der IWC würden sich ein Beispiel an Japan nehmen und die gleiche Anzahl an Zwergwalen in der Antarktis töten. Mehr als 83.000 Wale würden getötet und diese 89 Entscheidungen wären – aus Japans Sicht – völlig unantastbar. Eine Katastrophe im Sinne des Artenschutzes.
Australien gab zu Bedenken, dass heutzutage kaum jemand mehr glaubt, der wahre Grund für den “wissenschaftlichen” Walfang Japans sei Wissenschaft und kommt zu dem Schluss “Das kann man nicht Wissenschaft nennen”. Es handle sich stattdessen um kommerziellen Walfang unter dem Deckmantel der Wissenschaft.
Nachdem das Moratorium in Kraft getreten und Japan seine anfänglichen Einwände auf Grund von politischem Druck der USA zurückgezogen hatte, gab Japan bekannt, dass es Walfang nichtsdestotrotz “in dieser oder einer anderen Form” fortsetzen wird. In der nächsten Walfangsaison in der Antarktis begann dann sofort das „wissenschaftliche“ Walfangprogramm JARPA I. Diverse Zitate von japanischen Politikern wurden dem Gericht präsentiert, darunter
“After the moratorium commences the path to ensure the continuation for Southern Ocean Whaling is to position it as a research whaling activity which has a scientific nature (..)” (Mr Sano, 1984)
Nutzlose Daten
Während der Nachmittagssitzung der Anhörung kritisierten die Anwälte Australiens die Datensammlung im Rahmen der JARPA-Programme als völlig „nutzlos“. Keine der Ergebnisse seien jemals vom Wissenschaftsausschuss der Walfangkommission IWC verwendet worden. Unabhängige Wissenschaftler weltweit prangern die „Wissenschaftlichkeit“ der Daten an, niemals seien die JARPA-Ergebnisse einem Peer review unterzogen worden.
„Japans Walfangprogramm ist quasi endlos“
Professor Senn ging im Anschluss für Australien auf weitere „problematische“ Aspekte des so genannten wissenschaftlichen Walfangprogramms in der Antarktis JARPA II ein. Da bis heute kein Abschlussdatum für das Programm bekannt ist, laufe das einem der zentralen Prinzipien jedes wissenschaftlichen Forschungsprojektes zuwider: der zeitlichen Begrenzung. Ganz egal, was es erreiche, das „japanische Walfangprogramm ist quasi endlos“. Desweiteren stehe JARPA II als „wissenschaftliches“ Projekt völlig alleine da und es bestehe keine Zusammenarbeit mit anderen Forschungsvorhaben zu Ökosystemen in der Antarktis – nicht einmal mit Japans eigenen Forschungsprojekten.