Indien schafft Delfinarien ab
Indische Regierung beruft sich auf internationale Forschungsergebnisse, die eine Anerkennung von Walen und Delfinen als „nicht-menschliche“ Personen nahelegen
München, 22. Mai 2013: Die indische Regierung hat am 17. Mai 2013 eine offizielle Erklärung abgegeben, die Haltung von Delfinen in ihrem Land zu verbieten. Delfine seien außergewöhnlich intelligent und sensibel, eine Haltung der Tiere in Gefangenschaft sei inakzeptabel. Delfinschützer werten diese Entscheidung als ersten großen Erfolg der so genannten „Helsinki Deklaration“, die heute vor genau drei Jahren Rechte für Wale und Delfine als „nicht-menschliche“ Personen ausgerufen hat.
Zum dritten Geburtstag der „Helsinki Deklaration“ am 22. Mai 2013 begrüßt die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC den progressiven Schritt der indischen Regierung, die Haltung der Meeressäuger zu verbieten.
Indiens Ministerium für Umwelt und Wälder (Ministry of Environment and Forest) gab in einem Rundschreiben die Anweisung, sämtliche Anträge für den Bau von Delfinarien zurückzuweisen.
WDC feiert das Haltungsverbot Indiens als großen Meilenstein ihrer langjährigen Kampagne zur Anerkennung von Rechten für Wale und Delfine als „nicht-menschliche“ Personen. In ihrer Erklärung bezog sich die Indische Regierung klar auf die Meinung einer Vielzahl internationaler Verhaltensforscher und deren Erkenntnis, dass Delfine aufgrund ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und ihrer Sozialität als „nicht-menschliche“ Personen mit eigenen Rechten angesehen werden sollten. Die Gefangenschaftshaltung dieser Tiere zu Unterhaltungszwecken sei somit moralisch nicht vertretbar.
„Nachdem die indische Regierung mit gutem Beispiel vorangegangen ist, sind nun alle Augen auf Deutschland gerichtet. Auch bei uns steht die Frage nach einem Haltungsverbot für Wale und Delfine auf der politischen Agenda und so tagte letzten Woche der dafür zuständige parlamentarische Ausschuss in Berlin, um über einen entsprechenden Antrag der Grünen zu beraten. Es wurde offenkundig, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten werden können“, so Dr. Karsten Brensing von WDC.
Der Verhaltensbiologe untermauert in seinem kürzlich erschienenen Buch „Persönlichkeitsrechte für Tiere“ die Forderungen der Helsinki-Deklaration und war als Sachverständiger zur Anhörung am 15. Mai 2013 im Bundestag geladen. „Wie sollen wir als Gesellschaft den Freiheitsentzug der in deutschen Zoos gehaltenen Delfine rechtfertigen?“, fragt Brensing.
„Wir Menschen sind einzigartig, unser Fähigkeit zu komplexem kooperativen Handeln hat uns extrem erfolgreich sein lassen und erklärt, warum wir Städte bauen und Raketen ins Weltall schicken. Wir sind aber nicht die einzigen Wesen auf unserem Planeten, die sich zu Personen entwickelt haben. Sowohl bei Walen und Delfinen, aber auch bei einigen anderen Tierarten handelt es sich zweifelsfrei um mitfühlende, selbstbewusste Individuen mit einer Vorstellung von Raum und Zeit sowie der Fähigkeit zu strategischem Denken und planvollem Handeln. Sie leben in ihrer eigenen Kultur, haben ein gutes Gedächtnis und vermutlich die Fähigkeit, im Rahmen einer einfachen Grammatik miteinander zu kommunizieren. In den grundlegenden Fähigkeiten, die uns Menschen zu Personen machen, steht uns somit eine ganze Reihe von Tieren in nichts nach“, sagt Brensing.
Hintergrundinformationen
Helsinki Deklaration
Eine vom 21. bis 22. Mai 2010 an der Universität in Helsinki, Finnland, abgehaltene Tagung (21. – 22. Mai 2010) befasste sich mit der Fragestellung, ob Wale und Delfine als „nicht-menschliche Personen“ zu betrachten sind und darauf aufbauend ein Sonderrechtsanspruch resultiert. Experten aus unterschiedlichen Bereichen, darunter aus der Verhaltensbiologie, Philosophie, Internationales Recht und Internationale Umweltpolitik, kamen zu dem Schluss, dass Wale und Delfine Anspruch auf das Recht auf Leben, Freiheit und Wohlbefinden haben und verabschiedeten die so genannte „Helsinki Deklaration“ für Rechte für Wale und Delfine.
WDC ist die erste Nicht-Regierungsorganisation der Welt, die die Deklaration der Rechte für Cetaceen (Wale und Delfine) formell angenommen hat – ein historisches Manifest für diese Tiere, das u.a. zum Ziel hat, ihr Recht auf ein Leben in Freiheit und den Schutz der Orte, an denen sie leben, zum Gesetz zu machen. Wird die Deklaration befürwortet und von den Vereinten Nationen angenommen, bedeutet dies einen fundamentalen Umbruch im Umweltschutz weltweit. Die „Helsinki Deklaration“ wird von WDC in Deutschland u.a. durch das Projekt www.walrecht.de unterstützt.