Die Haltung von Delfinen im Allwetterzoo in Münster sollte eigentlich Ende 2012 ihrem Ende zugehen. Der Zoo und die Delfinarium Münster GmbH hatten sich darauf verständigt, die Delfine bis Ende 2012 im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms abzugeben.
Offizieller Grund sind die nicht vorhandenen Finanzmittel für die Erneuerung der Delfinhaltungsanlage.
Letzte Woche sollten die Tiere das letzte Mal in einer Show auftreten müssen. Doch nun gab das Delfinarium kürzlich bekannt, der Betrieb gehe weiter, bis man ein neues „Zuhause“ für die drei männlichen Großen Tümmler gefunden hätte. Das ist in den letzten zwei Jahren scheinbar nicht gelungen. Die Delfine werden nun nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes doch noch auf unbestimmte Zeit zu sehen sein.
Der Tierschutzbund und WDC kritisieren das offensichtlich fehlende Konzept für den Umgang mit „überschüssigen“ Männchen, die – für die Zucht „ungeeignet“ – oft keine Abnehmer finden.
Die drei männlichen Großen Tümmler aus Münster sind im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in Münster „zwischengeparkt“. Für die Zucht sind vor allem Weibchen von Interesse.
Nachschub aus der Natur
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Delfinen in Gefangenschaft ist niedriger als in Freiheit. Weil die Nachzucht bei Delfinen in Gefangenschaft schwierig ist, wird ständig aus der Natur „aufgefüllt“. Ein Teufelskreis.
Wie schlecht Delfine in Gefangenschaft zurechtkommen, kann man im Nürnberger Zoo beobachten: Dort starben in den vergangenen knapp 30 Jahren über 30 Delfine, nur wenige von ihnen erreichten ihre natürliche Lebenserwartung.
Wale und Delfine sind grundsätzlich ungeeignet, um in Gefangenschaft gehalten zu werden. Sie leiden dort unter Stress, ziehen sich Verletzungen zu und haben eine stark reduzierte Lebenserwartung.
Akteneinsicht Nürnberg
Momentan arbeiten Mitarbeiter von WDC an der Aufbereitung der Akten zur Delfinhaltung im Delfinarium Nürnberg, um dann im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie Rückschlüsse auf Haltung, Verhalten und Gesundheitszustände der Tiere ziehen zu können und um eine Antwort auf die Frage nach der Ursache der hohen Jungtiersterblichkeit zu finden.
Erste Hinweise aus den Akten deuten auf eine Medikation der Delfine mit Psychopharmaka zur Verhaltenskontrolle hin.
Quelle: WDC, Deutscher Tierschutzbund