Nachdem Umweltverbände ihre Besorgnis über Ausschreibungen für die Suche nach Bodenschätze in einem wichtigen Lebensraum für Wale und Delfine im Mittelmeer an den Wissenschaftsausschuss von ACCOBAMS (Abkommen zum Schutz von Walen und Delfinen im Mittelmeer und Schwarzen Meer) herangetragen hatten, fordert das Umweltabkommen nun Details zu den geplanten seismischen Untersuchungen.
Die griechischen Behörden hatten das Gebiet um den Hellenischen Graben, ein Unterwassergrabensystem bei Kreta, Ende 2011 für die Suche nach Öl und Gas freigegeben.
Der Wissenschaftsausschuss von ACCOBAMS verabschiedete heute in einer offiziellen Stellungnahme klare Forderungen an die griechischen Behörden:
Die Richtlinien des Umweltabkommens für seismische Untersuchungen verlangen den Einsatz alternativer Techniken zur Seismik, sofern möglich. Darüberhinaus schreiben sie ein umfassendes Monitoring vor, u.a. durch Experten, die bei Präsenz von Walen und Delfinen die Unterbrechung der Untersuchung einfordern können. Zudem macht ACCOBAMS eine umfassende Einschätzung der Umweltfolgen in Form einer Umweltverträglichkeitsprüfung obligatorisch.
Das ACCOBAMS – Sekretariat ist nun aufgefordert, die Stellungnahme an die involvierten Behörden zu übermitteln und auf Antworten zu drängen.
OceanCare, vor Ort vertreten, und WDC begrüßen diesen Schritt:
„Die Suche nach Öl und Gas im Mittelmeer nimmt aktuell in unglaublichem Ausmass zu. Die Gefahr, die damit für die Wale entsteht ist immens und es muss dagegen vorgegangen werden. Die Forderungen seitens ACCOBAMS sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung “, sagt Frau Dr. phil. nat. Sylvia Frey, Leiterin Forschung und Bildung bei OceanCare.
Hintergrundinfo Hellenischer Graben
ACCOBAMS empfiehlt, den Hellenischen Graben auf Grund seiner Bedeutung für viele verschiedene, unter anderem stark gefährdete Wal- und Delfinarten, unter Schutz zu stellen. Das Gebiet stellt einen wichtigen Lebensraum für Gemeine Delfine, Pottwale und tieftauchende Schnabelwale dar, die besonders empfindlich auf seismische Aktivitäten reagieren.
OceanCare und WDC kämpfen für die Einrichtung dieser Schutzzone im Rahmen ihrer Meeresschutzgebiete-Kampagne.
Hintergrundinfo Seismik
Bei seismischen Untersuchungen des Meeresbodens werden Schallwellen eingesetzt, die über mögliche Erdgas- und Erdölvorkommen Auskunft geben. Diese Erkundungen werden mit so genannten „Airguns“ durchgeführt. Mit ihnen werden 60 und mehr zeitlich aufeinander abgestimmte Explosionen mit bis zu 260dB erzeugt.
Der Schalldruck ist -vorsichtig geschätzt- mehr als 10.000mal so groß wie der eines Presslufthammers in einem Meter Abstand. Die enthaltene Energie (Schallintensität) ist sogar über 100 Millionen Mal größer. Diese Lärmeinträge beeinträchtigen aufgrund ihrer enormen Stärke einerseits direkt den Organismus der Tiere und vertreiben sie andererseits mindestens vorübergehend aus dem Gebiet.