Walfangkommission tagt in Panama
Auch in diesem Jahr werden die Mitgliedsstaaten der Internationalen Walfangkommission zusammenkommen, um über die Zukunft der Wale zu beraten. Im Rahmen ihrer 64. Tagung finden sich die Regierungsdelegationen vom 2. Bis 6. Juli 2012 in Panamá ein.
Bei der diesjährigen Tagung werden alle indigenen Walfangquoten erneuert. Dies war stetig Anlass für die Walfangstaaten, Staaten unter Druck zu setzen, die eigenen Interessen zu unterstützen.
Zu diesen Interessen zählt auch die zunehmende Kommerzialisierung des indigenen Walfangs in Grönland. Eine Undercover-Recherche der WDCS 2011 belegte erneut die kommerzielle Nutzung von Walprodukten durch die Veräußerung an Touristen, hochpreisige Restaurants, Hotels und verpackt als Produkt in Supermärkten.
Die WDCS ist mit einem internationalen Team vor Ort vertreten und wird in Ihrem Namen das Walfangverbot verteidigen.
Unter anderem werden folgende Themen in Panama diskutiert:
1. Die Beschlussfähigkeit der IWC
Während der 63. Jahrestagung der IWC 2011 fand eine Diskussion über den Vorschlag zu einem Walschutzgebiet im Südatlantik statt, der von Brasilien und Argentinien präsentiert wurde. Da kein Konsens zustande kam, ließ der Vorsitzende der IWC eine Abstimmung vorbereiten. Japan und 20 weitere Pro-Walfangstaaten verhinderten diese Abstimmung, indem sie gemeinsam den Plenarsaal verließen.
Nach einer neunstündigen Beratung der Kommissionsmitglieder hinter verschlossenen Türen, bei der die Fragen nach den Voraussetzungen für ein Quorum generell und ob das Quorum durch das Verlassen des Raumes durch die Pro-Walfang-Staaten tatsächlich beeinträchtig werde oder nicht, diskutiert wurde, einigte sich die Kommission darauf, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Diese Arbeitsgruppe ist damit betraut, die Interpretation des derzeitigen Absatzes zur Beschlussfähigkeit in der Verfahrensordnung der IWC zu überprüfen sowie – sofern angemessen – einen Vorschlag zur Änderung der Verfahrensordnung zur Vorlage für die Kommission für die 64. IWC zu erarbeiten.
2. Walschutzgebiet im Südatlantik
Der Vorschlag, ein Walschutzgebiet im Südlichen Atlantik wurde ursprünglich von Brasilien und Argentinien im Jahr 2001 vorgelegt und steht auch in diesem Jahre wieder auf der Agenda.
Die Einrichtung des Schutzgebietes würde die Wichtigkeit des Schutzes der 52 Cetaceen-Arten in der Region unterstreichen, in einem Managementplan Maßnahmen gegen Gefährdungen wie Klimawandel und Umweltverschmutzung einschließen, sowie nicht-letale wirtschaftliche Nutzung/Aktivitäten – etwa die Walbeobachtung – fördern.
Für die Einrichtung des Schutzgebiets ist eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Die drei Länder hoffen, dass dieser Vorschlag einvernehmlich angenommen werden kann.
3. Erneuerung der indigenen Walfangquoten
Alle Quoten für den Indigenen Walfang (Aboriginal Subsistence Whaling – ASW) müssen während der 64. Tagung der IWC erneuert werden. Alle Anträge – bis auf den dänischen, der im Namen Grönlands eingereicht wurde – ersuchen die Kommission um eine Verlängerung der derzeitigen Fangquoten; Grönland hingegen beantragt eine Quotenerhöhung und ist insbesondere deshalb nicht Teil des gemeinsamen Antrags von Russland, St. Vincent und den Grenadinen (SVG) sowie den USA.
Die WDCS ist der Meinung, dass der Nachweis einer zunehmenden Kommerzialisierung der Waljagd in Grönland dazu führen sollte, dass die Forderungen Grönlands und der dänischen Regierung abgelehnt werden und die Situation gründlich von der IWC überprüft wird.
Unsere aktuellen Pressemeldungen zur Quotenerhöhung für Grönland finden Sie hier >>
Die WDCS lehnt zudem die Erneuerung der Quoten für St. Vincent und die Grenadinen (SVG) strikt ab. Die Buckelwaljagd auf Bequia wird nicht von einer indigenen Bevölkerungsschicht durchgeführt; sie kann keine lange und ungebrochene Geschichte als indigene Subsistenzjagd vorweisen (Jahrzehnte nach dem Beginn der Jagd 1875 war diese Waljagd hauptsächlich kommerziell auf die Beschaffung von Walöl ausgerichtet); es scheint keine starken langjährigen Traditionen in Verbindung mit der Jagd und der Verteilung der Walprodukte zu geben und es gibt keinen dringlichen Bedarf an Buckelwalfleisch auf Bequia. Desweiteren sind die Fangmethoden grausam und schlagen sich in einem großen Anteil von struck and lost‘ (getroffenen und verlorenen) Walen nieder.
Hintergrundinformationen zum indigenen Walfang finden Sie hier >>
4. Islands illegaler Handel mit Walprodukten
Islands erteilt sich selbst Quoten für Zwerg- und Finnwale, eine gefährdete Art. Die Jagd auf Zwergwale 2012 hat bereits begonnen, eine Bejagung von Finnwalen wird dieses Jahr – angeblich auf Grund gewerkschaftlicher Konflikte – zunächst nicht erwartet
Walfleisch wird in vielen isländischen Restaurants angeboten und ist sowohl in Supermärkten als auch in kleineren Lebensmittelgeschäften frei verfügbar. Ein Großteil des Zwergwalfleischs (laut Schätzungen bis zu 40%) wird von Touristen verzehrt. Diese wissen oft nicht, dass sie durch ihr Handeln maßgeblich dazu beitragen, den kommerziellen Walfang aufrecht zu erhalten.
Seit 2006 hat das isländische Walfangunternehmen Hvalur hf 280 bedrohte Finnwale getötet und rund 1.400 Tonnen Finnwalfleisch und –speck (im geschätzten Wert von 18 Millionen US-Dollar) nach Japan exportiert. Island führte ebenfalls andere Produkte inklusive Wal-Öl auf die Färöer Inseln, nach Norwegen und Lettland aus – trotz dem internationalen Handelsverbot durch CITES.
Island exportierte im Juli 2011 133 Tonnen Walprodukte von gefährdeten Finnwalen nach Japan – trotz der Androhung von Handelssanktionen durch die USA im gleichen Monat, die das so genannte ‘Pelly Amendment’ der US-Gesetzgebung bei der Missachtung von anerkannten Schutzabkommen ermöglicht.
Alle genannten Aktivitäten Islands während der vergangenen Jahre waren nicht im Sinne der IWC- und CITES-Entscheidungen. Die WDCS fordert alle Kommissionsmitglieder deshalb dazu auf, jegliche Versuche Islands zu verhindern, die selbst-auferlegten Quoten und den Handel zu erweitern oder zu legitimieren.
Hintergrundinformationen zum isländischen Walfang finden Sie hier >>
5. Japan möchte Küstenwalfang legalisieren
Japan tötet weiterhin Wale und verkauft – trotz ursprünglicher Unterstützung des Moratoriums – das Fleisch der getöteten Wale. Japan nutzt dafür eine Lücke im Vertrag der IWC, welche den Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt.
Japan hat für die kommende 64. Tagung der IWC einen Antrag auf eine Fangquote von Zwergwalen im Ochotskischen Meer eingereicht, in dem es keine Angaben zu geplanten Fangzahlen macht.
Würde dieser Antrag angenommen, wäre dies mit einer Absage an das Moratorium gleichzusetzen und würde eine neue Kategorie des Walfangs einführen, welche die Grenzen zwischen kommerziellem Walfang und indigenem Subsistenzwalfang zunehmend verschwimmen ließe.
Hintergrundinformationen zum japanischen Walfang finden Sie hier >>
6. Norwegen auf der Suche nach Walfängern
Norwegen betreibt aufgrund seines Widerspruchs gegen das Moratorium nach wie vor kommerziellen Walfang. Trotz rückläufiger Umsätze sorgen weiterhin staatliche Zuschüsse für die Erhaltung der Walfangaktivitäten. Im Jahr 2011 töteten norwegische Walfänger Berichten zufolge 528 Zwergwale aus einer Quote von 1286. Die Zahl der aktiven norwegischen Walfangschiffe sank von 33 im Jahre 2001 auf 19 im vergangenen Jahr. Das norwegische Fischereiamt erklärte in einer Stellungnahme, dass „die Behörden deshalb die Bedeutung des Sektors betonen, um neue Teilnehmer zu rekrutieren.“ Norwegen macht die überfüllten Verarbeitungsanlagen, die hohen Treibstoffkosten, die Witterungsbedingungen sowie die weit abgelegenen Jagdgebiete für die Nichtausschöpfung der Quoten verantwortlich. Die WDCS ist jedoch überzeugt, dass die mangelnde Nachfrage auf dem norwegischen Markt die tatsächliche Ursache für die niedrigen Abschusszahlen ist.
Hintergrundinformationen zum norwegischen Walfang finden Sie hier >>
7. Das Conservation Committee – Walschutzbemühungen der IWC
Im Jahr 2003 gründete die IWC das Conservation Committee (CC). Ziel dieses Gremiums ist die Erstellung eines Arbeitsplans zu den verschiedenen Bereichen des Tier- und Artenschutzes In diesem Jahr wird über einen Fünf-Jahres-Strategieplan für Walbeobachtung diskutiert.
Zudem ist es dringend notwendig, die Walschutz-orientierte Arbeit im Wissenschaftsausschuss der IWC aufrecht zu erhalten. Dazu gehört das sich noch im Ausbau befindliche Arbeitsprogramms zum Umgang mit Gefahren für die Umwelt, darunter Klimawandel, Lärmbelastung und die chemische Verschmutzung der Meere.
Bei der 64. Tagung wird der Schwerpunkt insbesondere auf einem Workshop über die Entwicklung von erneuerbaren Energiequellen im Meer und aktuellen Arbeiten zur Definition bedrohter Lebensräume liegen. Eine zentrale Rolle wird auch die Arbeit bezüglich der Abfallproblematik in den Weltmeeren spielen. All diese Initiativen benötigen die Unterstützung der Kommission und der Vertragspartner. Sowohl der Wissenschaftsausschuss als auch das Conservation Committee werden außerdem eine Bewertung des Fünf-Jahres-Strategieplans der IWC zur Walbeobachtung vornehmen, dessen Implementierung am Ende der Tagung diskutiert wird.