Nordsee: Gasaustritt an der Plattform Elgin
An der „Elgin“-Plattform fördert Total täglich neun Millionen Kubikmeter Gas, was drei Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdgas entspricht. Laut der Basler Zeitung werden zudem an der Bohrinsel täglich 60.000 Barrel Leichtöl gewonnen, was rund 5,5 Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdöl entspricht
Nach offiziellen Angaben strömt an der Plattform seit vergangenem Sonntag giftiges Gas aus. Nach Einschätzungen von Total traten innerhalb von 48 Stunden 23 Tonnen Gas aus. An der Wasseroberfläche breitete sich ein Ölfilm aus, der laut Total bereits 4,8 km² bedeckt, und auf dem Meer wurde eine 10 km lange Spur von Gas-Kondensat gemeldet.
Laut SPIEGEL gehe man jedoch davon aus, dass es sich bei dem Gas um sogenanntes “saures Gas“ handelt. Von „saurem Gas“ spricht man immer dann, wenn es um ein Gemisch von Erdgas und Schwefelwasserstoff geht. Im weiteren Sinne bezeichnet man alle Gase als „sauer“, die in Wasser eine schwache Säure bilden, also den pH-Wert senken. Dieses stelle in hohen Mengen eine Gefahr für Fische, Plankton und Bodenlebewesen dar.
Total stufte das Gas als leicht entzündlich und potenziell auch explosiv ein. Laut Basler Zeitung hält das Unternehmen nach eigenen Angaben ein Flugzeug in Bereitschaft, das Chemikalien zum Auflösen des Kondensats versprühen kann. Das Unternehmen schätzt die Situation allerdings nicht als stark umweltgefährdend ein, da die Auswirkungen dieses Gases auf die Umwelt viel geringer seien als etwa bei Erdöl.
Das Risiko für die Tiere wird ebenfalls als gering eingeschätzt, solange sie sich nicht in der direkten Umgebung aufhalten. Allerdings könne es Wochen oder Monate dauern, bis das Leck gestopft sei, so Total.
Die WWF fürchtet jedoch, dass bei längerem Gasaustritt eine sogenannte Todeszone entstehen könnte, die das Ökosystem der Nordsee ernsthaft bedrohen würde. Von einer Todeszone, auch Hypoxie genannt, spricht man dann, wenn der Sauerstoffgehalt des Wassers so reduziert ist, dass im Meer lebende sauerstoffabhängige Lebewesen beeinträchtigt werden.
Das austretende Gas sei zudem laut Basler Zeitung 20 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.
Die WDCS setzt sich schon seit langem dafür ein, dass in und in der Nähe von Schutzgebieten keine Ölbohrungen und Erdgasförderungen durchgeführt werden. Im Falle einer Ölkatastrophe wären dann auch die Schutzgebiete und die dort lebenden Arten nicht mehr sicher. Die WDCS fordert aktuell effektive Schutzgebiete für Wale und Delfinen in schottischen Gewässern.
Quellen: Basler Zeitung, WWF, NDR, Total, DRadio Wissen